Kapitän. Kämpfer. Kümmerer. Jörn Schröder über 52 Länderspiele und seinen Weg nach vorne
- Rugby-News Team
- 28. Apr.
- 11 Min. Lesezeit
50 Länderspiele, 100 Prozent Herzblut.
Im zweiten Teil unseres Interviews spricht Jörn Schröder über seinen Weg zum Kapitän der Nationalmannschaft, den Umgang mit Verletzungen, die Realität hinter dem Abstieg – und was er sich für die Zukunft des deutschen Rugbys wünscht. Trotz aller Herausforderungen bleibt: Er hat immer alles gegeben – auf dem Platz, im Gym und im Gespräch.

Zwischen Baustelle und Rugby-Trikot: Jörn Schröders Doppelbelastung
Rugby News: Jörn, das letzte Jahr war für dich eine echte Achterbahnfahrt. Wie ging es jetzt weiter?
Jörn Schröder: Ich war, glaube ich, zehn Tage arbeitslos. Klar, man macht sich Gedanken, aber erstmal musst du gucken, dass du Geld verdienst – das war das Wichtigste. Wenn du dich für eine Weiterbildung oder Schule entscheidest, verdienst du halt kein Geld. Über meinen Verein habe ich dann eine Firma in Heidelberg-Plankstadt gefunden und da erstmal gearbeitet. 40 Stunden pro Woche. Ich habe denen von Anfang an gesagt: "Im Februar, März kommen die Spiele – ich will Rugby spielen und nehme dann halt unbezahlten Urlaub."
Rugby News: Wie lief die Abstimmung mit dem Trainerteam in der Nationalmannschaft?
Jörn Schröder: Mike Ford ist geblieben, Kobus war weg, nur noch Mouritz Botha und Mike waren da. Ende Januar – kurz bevor es losging – hat mich Moritz zum Kaffee eingeladen. Er meinte dann: „Ich will die besten Spieler auf dem Platz haben. Macht’s dir was aus, wenn du zweite Reihe spielst?“ Ich habe gesagt: „Mir ist das egal, ich spiele da, wo ihr mich braucht. Ich will einfach spielen für mein Land.“ Zweite Reihe habe ich früher schon gespielt – vielleicht war ich damals als Prop nicht so, wie ich sein sollte. Aber ich habe mich reingehängt. Das ganze REC durch. Zweimal die Woche unbezahlten Urlaub genommen.
Rugby News: Das klingt nach harter Belastung – körperlich und beruflich.
Jörn Schröder: Absolut. Eine gute Anekdote: Wir haben in Georgien gespielt – das war eine Tortur. Freitags los, Istanbul, Tiflis, dann nochmal drei Stunden Busfahrt. Um 23 Uhr im Hotel, morgens aufgewacht – Sammy Füchsel hatte Magen-Darm, war im Eimer. Nach 30 Minuten musste er raus. Bei mir: Rippe angeknackst. Vorletztes Spiel im REC. Und dann fliegst du zurück, montags wieder zur Arbeit – mit geprellter Rippe. Heizkörper aufhängen. Allein. Frage mich nicht, wie ich das hingekriegt habe.
Rugby News: Also Rugby – und dann direkt zurück auf die Baustelle?
Jörn Schröder: Genau. Ich hatte eine geprellte Rippe, wollte aber unbedingt das Spanien-Spiel noch spielen. Sonntags habe ich noch dem Chef gesagt: „Ich komm nicht.“ Dann war ich halt eine Woche krankgeschrieben. Aber ich habe auch gemerkt: Das geht nicht. Auf dem Bau arbeiten und Rugby spielen – das passt einfach nicht zusammen.
Rugby News: Trotz allem – du hast immer weitergemacht.
Jörn Schröder: Ich kann mich ganz gut selbst einschätzen. Ich weiß das ich bei jedem Spiel immer alles gegeben hab. Auch in der Zeit, wo ich hart körperlich gearbeitet habe. Ich habe meine Leistung gebracht, und darauf bin ich stolz. Dann war die Relegation gegen Portugal – im Sommer in Frankfurt. Ich hatte alle fünf Spiele vorher gemacht, aber dann war’s das letzte Spiel von Poppy, und ich saß auf der Bank. Aber klar Poppy ist in der zweiten Reihe nun mal die bessere Option.
Rugby News:Wie hast du die Niederlage gegen Portugal empfunden?
Jörn Schröder:Klar willst du immer gewinnen, aber im Nachhinein sage ich: Es war gut, dass wir verloren haben. Manchmal öffnen solche Rückschläge auch neue Wege.
Rugby News: Du hast dann deinen Job gewechselt?
Jörn Schröder:Im Mai habe ich einen neuen Job angefangen – über einen Mitspieler bin ich im öffentlichen Dienst gelandet, bei der Stadt Wiesloch. Ich bin im Außendienst beim Abwasser- und Hochwasserschutzverband. Wir reparieren Pumpen, kontrollieren Anlagen – Instandhaltung. Der Job war perfekt, weil ich das mit meinem Sport verbinden konnte. Ich konnte sagen: „Ich nehme Überstunden, brauch einen Tag frei.“
Rückkehr, Reha, Rugby – ein Kapitän gibt nicht auf
Rugby News: Jörn, nach dem Abstieg der Nationalmannschaft und der chaotischen Zeit um Corona wurdest du noch Kapitän – ein starker Vertrauensbeweis. Wie ist das damals genau abgelaufen?
Jörn Schröder: Das war 2019, als es wieder losging. Mark wurde Cheftrainer, zusammen mit Snako. Dann hat mich Marc angerufen und gesagt, er möchte mich zum Kapitän machen. Ich war aufgeregt. Das erste Länderspiel war dann in Polen, in Łódź – ich glaube, das war am ersten Novemberwochenende 2019.
Vor dem ersten Meeting hat Mark dann gesagt: „Der A-Kapitän ist Jörn Schröder.“ Für mich war das neu. Beim HRK habe ich das im Wechsel mit Steffen Liebig gemacht, aber Kapitän der Nationalmannschaft zu sein – das war nochmal eine ganz andere Nummer. Wenn ich überlege, wer vor mir Kapitän war: Snako, Poppy, Sean, Marc selbst – alles große Rugbyspieler in Deutschland. Dass ich in diese Reihe komme, hätte ich mir nie erträumt. Aber ich denke, das kommt einfach davon, dass ich immer hart gearbeitet habe.
Rugby News: Wie verlief dein erstes Spiel als Kapitän?
Jörn Schröder: Gegen Polen. Und direkt nach 30 Sekunden habe ich mir den Hamstring gerissen – darfst du keinem erzählen. Aber ich bin trotzdem Kapitän geblieben. Zwei Wochen später war dann das Spiel gegen Holland, und ich habe gehofft, dass ich fit werde. Deutschlandspiele sind halt immer was Besonderes. Und ich habe es echt geschafft, in zwei Wochen wieder fit zu sein und 60 Minuten zu spielen. Das war am 19. November oder so. Wir haben da zwar auf den Sack bekommen, aber zur Halbzeit stand's noch 7:10. Ich war stolz auf mich, dass ich das mit einem Muskelfaserriss geschafft habe.
Rugby News: Dann kam das erste Spiel 2020 – und direkt der Tiefpunkt gegen die Schweiz?
Jörn Schröder: Ja, Ende Februar 2020 haben wir gegen die Schweiz verloren. Das war der Tiefpunkt. Ich dachte wirklich: Tiefer kannst du nicht fallen. Nichts gegen die Schweiz, die machen heute gute Arbeit. Aber damals – da darfst du einfach nicht verlieren.
Rugby News: Die Corona-Pandemie hat danach alles lahmgelegt. Wie hast du diese Phase erlebt?
Jörn Schröder: Es war brutal. Anderthalb Jahre lang ging nichts. Ich bin viel mit meiner Frau joggen gegangen, eigentlich fast nur laufen. Homeworkouts, Parameterei – so in der Art.
Rugby News: Wann kam dann der Neustart?
Jörn Schröder: Das erste Länderspiel nach Corona war dann im Oktober 2021 in Litauen. Das war ein guter Einstieg mit der neuen Truppe. Sammy hat da sein letztes Spiel gemacht, das war sein 49. Länderspiel. Marc war wieder als Trainer da, Leo Wolf, Oli Stein haben ihr erstes Länderspiel gemacht – das waren dann auch die Leute, mit denen ich bis zum Schluss noch gespielt habe. Wir haben Litauen besiegt, dann in Polen gespielt – das Spiel haben wir in den Stürmern dominiert, aber knapp verloren. 2022 haben wir dann wieder gegen die Schweiz gespielt – diesmal gewonnen. Das war dann das letzte Spiel der Runde. Drei Spiele pro Kampagne, wie immer.
Rugby News: Und du hast damals nicht geglaubt, dass du nochmal gegen Georgien spielen würdest?
Jörn Schröder: Ja, das war wirklich so. Nach dem Spiel gegen die Schweiz 2020 war in meinem Kopf: Du wirst nie wieder gegen Georgien spielen. Aber ich habe immer versucht, Gas zu geben, und gehofft, dass wir wieder was aufbauen können. Ich wollte das deutsche Rugby wieder nach vorne bringen – das war mein Ziel in dieser Zeit
Rugby News: Nach dem letzten Spiel der Saison 2022 gegen die Schweiz kam es zu einer überraschenden Wendung: Deutschland bekam eine Einladung von Rugby Europe, wieder in die erste Liga aufzusteigen – durch den Ausschluss Russlands. Wie hast du diese Entscheidung wahrgenommen?
Jörn Schröder: Marc hat mich irgendwann angerufen und meinte: „Jörn, wir haben von Rugby Europe die Möglichkeit aufzusteigen, weil Russland durch den Angriffskrieg gesperrt ist.“ Dann habe ich zu ihm gesagt: „Marc, ich würde es machen. Einfacher kommst du nicht in die Liga.“Ich fand, das war der richtige Schritt – auch wenn wir uns sportlich nicht qualifiziert hatten. Aber du hast dadurch mehr Präsenz gehabt, und es gab wieder Spieler, die für Deutschland spielen wollten. Das war fürs deutsche Rugby wichtig.
Rugby News: Der Einstieg in die neue Kampagne lief dann gar nicht schlecht. Was war für dich das Schlüsselspiel?
Jörn Schröder: Das war das Halbfinale in Polen – das Spiel ist eigentlich immer das wichtigste der Runde. Wir haben das gewonnen, aber ich habe mir da die Schulter kaputt gemacht. Ich war schon 31, hab mir das Labrum gerissen. Die OP war nicht ohne, weswegen ich gegen Holland aussetzen musste.

Rugby News: Trotz Verletzung wolltest du nicht aufgeben. Was war dein Antrieb in der Reha?
Jörn Schröder: Mein Ziel war ganz klar: Ich will wieder spielen. Ich war drei bis vier Monate in der Reha und hab, wie ein Bekloppter trainiert – schon nach zwei Wochen Beinpress gemacht, um wieder fit zu werden.
Rugby News: Dann kam die nächste Herausforderung – die Reise nach Hongkong.
Jörn Schröder: Genau, Poppy kam als Coach dazu. Mein Ziel war klar: Ich will nach Hongkong mit. Auch wenn man Kapitän ist, gibt’s keine Garantie, dass man dabei ist. Ich wollte als Beispiel vorangehen.
Zwei Spiele in einer Woche – das ist schon krank.
Rugby News: Dann folgte das starke Spiel gegen Georgien in Dessau.
Jörn Schröder: Ja, da haben wir mit nur zehn Punkten verloren. Das war ein Highlight. Ich war stolz, da nochmal zu spielen. Da habe ich dann auch gemerkt: Ich bin nah an den 50 Länderspielen – das war mein klares Ziel. Du musst halt realistisch sein in der Liga – es geht darum, nicht abzusteigen. Und mein Ziel war die 50 vollzumachen. Ich habe gemerkt, dass der Körper immer mehr schmerzt. Du musst dann leichtere Gewichte im Gym nehmen, schauen, dass du fit bleibst – aber das hat immer gut funktioniert.
Rugby News: Gegen Belgien habt ihr Historisches geschafft.
Jörn Schröder: Ich glaube, noch nie hat ein deutsches Team in Belgien gewonnen. Ich kam da von der Bank – und das war hart. Aber ich habe mit Mark danach gesprochen und ihm gesagt: „Das war eine gute Entscheidung, mich von der Bank zu bringen.“Ich habe früher unter Kobus immer als Impactspieler von der Bank gespielt – 20 Minuten Vollgas. Das musst du auch können. Ich denke, das war mit ein Garant, dass wir das Spiel gewonnen haben.
Rugby News: Das letzte Spiel der Kampagne war gegen Holland – du warst dabei.
Jörn Schröder: Ja, das war im Pariser Stadion. Da merkst du dann diese sieben Wochen am Stück. Du bist nicht mehr frisch, und das Team ist das nicht gewohnt. Mental ist das auch nicht ohne.
Rugby News: Dann kam die Einladung zur Kanada-Reise – aber du warst nicht dabei?
Jörn Schröder: Die habe ich abgesagt. Danach ging’s weiter: Erst Gloucester – ein großartiges Erlebnis gegen die British Army – und dann Dubai.
50 Länderspiele – und eine bittere Bilanz
Rugby News: Aber du hattest nochmal einen Rückschlag, oder?
Jörn Schröder: Ja, in der Bundesliga habe ich einen Schlag aufs Knie bekommen. MRT gemacht – da war der letzte Fetzen des hinteren Kreuzbandes weg. Ich habe dann echt gehofft: Hoffentlich reicht's noch für die 50 Länderspiele. Das war mein Ziel.
Rugby News: Jörn, mit dem letzten REC hast du dein 50. Länderspiel erreicht. Aber sportlich war es für Deutschland ein Rückschritt – erneut die Niederlage gegen die Schweiz und der Abstieg. Was geht dir da durch den Kopf?
Jörn Schröder: Das spiegelt leider das deutsche Rugby aktuell wider. Ich hätte mir einen besseren Abschied gewünscht. Aber vielleicht wäre es auch zu romantisch gewesen, wenn man einfach aufhört, wenn es am schönsten ist. Ich bin davon ausgegangen, dass wir wenigstens die Schweiz schlagen – das war mein Ziel. Hat nicht funktioniert.
Rugby News: Wie erklärst du dir diesen sportlichen Niedergang?
Jörn Schröder: Es fehlt an gut ausgebildeten Trainern, auf hohem Level, sprich leistungsorientiert. Ich sage das nicht, um jemanden zu beleidigen – aber du brauchst Leute, die wissen, wie ein professionelles Setup funktioniert. Auch in der Jugend: Wenn U18-Teams nur drei Spiele im Jahr machen – wie sollen sich Spieler da entwickeln? Wir müssen mehr Stützpunkttraining anbieten, mehr Camps. Und Vereine müssen Talente aktiv ins Ausland bringen oder anders fördern – England, Frankreich, Australien. Einfach mal für ein halbes Jahr. Danach wissen die Spieler meistens, was Rugby in diesen Ländern bedeutet, und so können sie es in ihre Vereine mitnehmen
Rugby News: Du hast selbst viele Talente betreut. Was braucht es, damit mehr junge Spieler ihren Weg finden?
Jörn Schröder: Es muss ein Ziel geben und eine Perspektive. Und wenn du gute Spieler hast, die wirklich bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen dann schick sie ins Ausland! Ich habe Kontakte zu Vereinen im Ausland. Wenn ein Spieler was kann, schicke ich ihn rüber. Aber eigentlich muss das vom Verband koordiniert werden.
Rugby News: Welche Rolle sollte der Verband noch einnehmen?
Jörn Schröder: Du brauchst Leute, die Entscheidungen fürs Aktuelle treffen. Und Trainer, die nicht nur verwalten, sondern wirklich ausbilden. Wir brauchen keine Weltmeisterschaft als Ziel, sondern den Klassenerhalt in der Rugby Europe Championship. Das ist realistisch – das ist das Niveau, auf dem wir aktuell mithalten können und auch Rugby auf hohem Niveau gespielt wird.
Rugby News: Was gibst du jungen Spielern heute mit auf den Weg?
Jörn Schröder: Immer auf den Trainer hören. Auch bei Rückschlägen weitermachen, Disziplin, sich quälen, alles im Training lassen. Harte Arbeit zahlt sich irgendwann aus. Und wichtig: Nicht nur ins Gym gehen und Bizeps pumpen. Du brauchst saubere Technik, gerade in der Jugend – richtige Kniebeugen, funktionelles Krafttraining. Ich habe das zu spät gelernt – mit 22 erst richtig angefangen. Und Ernährung ist auch so ein Thema. Das hätte ich mir früher auch gewünscht.
Rugby News: Du bist beim HRK aktiv geblieben – als Spieler und Trainer. Was ist dein Plan für die Zukunft?
Jörn Schröder: Ich bleibe auf jeden Fall dabei. Ziel ist, nächstes Jahr mit dem HRK in der neuen ersten Liga zu spielen. Realistisch schaffen wir das auch. Vielleicht spiele ich weniger, dafür helfe ich den jungen Spielern. Ich will mein Wissen weitergeben, vielleicht auch positionsspezifisches Training anbieten. Ich sehe mich da als Bindeglied zwischen Jugend und Herrenbereich. Meine B-Lizenz habe ich schon, irgendwann mach ich auch die A-Lizenz.
Rugby News: Was bedeutet dir der Rückhalt deiner Familie dabei?
Jörn Schröder: Ohne meine Frau hätte ich das alles nicht geschafft. Die hat mir immer den Rücken freigehalten – auch als sie selbst im Referendariat war. Das war richtig stressig mit Kind und Länderspielen. Und früher mein Vater – der hat mich zu jedem Training gefahren, stand zwei Stunden in der Kälte. Familie war immer da.

Abschied mit klaren Worten: Schröder über Rugby-Deutschland
Rugby News: Zum Abschluss: Du warst Kapitän, du hast 52 Länderspiele gemacht. Was war für dich das Wichtigste an all den Jahren im Nationaltrikot?
Jörn Schröder: Das Teamgefühl. Der Respekt. Das Vertrauen. Dieses Wissen: Du brauchst alle im Team – vom Physio bis zum Coach – damit es funktioniert. Das hat mich geprägt. Ich hab dadurch Selbstvertrauen entwickelt. Und das nehme ich auch mit in meinen Alltag und in meinen Beruf.
Rugby News: Was war die größte Herausforderung als Kapitän?
Jörn Schröder: Beim letzten REC die richtigen Worte zu finden – vor allem, wenn du nur noch verlierst. Es gab keine Leadership-Gruppe, ich war da oft allein.
Rugby News: Jörn, nach zwei Stunden Gespräch und einem ganzen Rugbyleben hinter dir – von Anlagearbeiten zur Nationalmannschaft, vom Kapitän bis zur Nachwuchsförderung – möchten wir dir im Namen von Rugby Deutschland einfach nur Danke sagen. Für deine Leidenschaft, deinen Einsatz und deine Stimme. Zum Abschluss: Was möchtest du der Rugby-Community in Deutschland mitgeben? Was würdest du den Leuten sagen, die das jetzt vielleicht lesen?
Jörn Schröder: Ich würde sagen: Wir müssen endlich aufhören, Leute aufzuhalten, die was organisieren wollen. Stattdessen sollten wir mal fragen: „Wie kann ich helfen?“ Sei es Sponsoren ranzuholen, Ideen reinzubringen oder sich selbst in Positionen zu engagieren – im Verband, im Verein, wo auch immer. Es geht darum, Eigeninitiative zu zeigen, wenn einem Rugby wirklich was bedeutet.
Rugby News: Das ist ein Appell. Aber klingt auch nach einer gewissen Enttäuschung. Glaubst du noch an Rugby Deutschland?
Jörn Schröder: Ganz ehrlich: Ich habe das Gefühl, wir kriegen das nicht hin. Jedenfalls nicht so, wie es aktuell läuft, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Aber solange es kein festes Budget gibt und Rugby nicht professionell strukturiert wird, Jugendspieler nicht genug Spiele und Stützpunkt Training bekommen, wird es meiner Meinung nach nicht funktionieren. Wir haben einfach zu viele Baustellen.
Rugby News: Was wäre deiner Meinung nach notwendig?
Jörn Schröder: Man muss schauen das Michael Seidler die richtigen Leute ins Boot holt. Die müssen das steuern – Leute mit Kompetenz, Weitblick, Ideen. Es reicht nicht, eine Liga-Reform zu machen und zu hoffen, dass man plötzlich wieder oben mitspielt. Du brauchst Geduld. Strukturen. Einen Plan.
Rugby News: Jörn, das war ehrlich, das war tief, das war Rugby pur. Danke für dieses Gespräch – und für alles, was du dem deutschen Rugby gegeben hast.
Jörn Schröder: Danke euch. War mir wichtig, das alles mal rauszulassen. Vielleicht hilft es doch, ein bisschen was zu bewegen!
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