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Wolfpack auf dem Sprung

  • Rugby-News Team
  • 3. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

In Los Angeles geht es für die deutsche Siebener-Rugby-Nationalmannschaft an diesem Wochenende um weit mehr als ein Turnier: Es geht um die Krönung einer jahrelangen Entwicklung, den Aufstieg in die höchste Klasse der Rugbywelt – die HSBC SVNS Series. Das "Wolfpack" hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert. Nun scheint der Moment gekommen, an dem Deutschland Rugby-Geschichte schreiben könnte.


LA 7s 2025 - Gruppenphase





Deutschland vs. Irland - Samstag, 03.05.2025 um 19 Uhr


Deutschland vs. Uruguay - Samstag, 03.05.2025 22:23 Uhr


Deutschland vs. Kanada - Sonntag, 04.05. 21:12 Uhr



Aufstieg eines Außenseiters


Lange Zeit spielte Deutschland im Siebener-Rugby international nur eine Nebenrolle. Doch seit der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre hat sich das Bild gewandelt. Über starke Auftritte in der Europaserie, eine erste Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022 in Kapstadt und konstante Leistungen in der Challenger Series rückte das Wolfpack immer näher an die Weltspitze der Nicht-Core-Teams heran.


Die Saison 2025 bestätigt diese Entwicklung eindrucksvoll: Deutschland gehörte bei allen drei Turnieren der Challenger Series zur Spitzengruppe, gewann Podestplätze und verpasste den Gesamtsieg erst im Halbfinale von Krakau. Nun reist die Mannschaft als eine der besten vier Herausforderer nach Los Angeles, um sich erstmals den Aufstieg in die SVNS World Series zu sichern.


Professionelle Strukturen als Basis


Ein Grund für die positive Entwicklung liegt in der Professionalisierung des gesamten Programms. In Heidelberg, dem Bundesstützpunkt des deutschen 7er-Rugbys, trainiert das Nationalteam unter optimalen Bedingungen. Staatliche Sportförderprogramme, die Unterstützung von Bundeswehr und Polizei sowie ein strukturiertes Vereins- und Landesverbandsnetz tragen dazu bei, dass Rugby Sevens in Deutschland heute besser aufgestellt ist als je zuvor.


Seit 2023 leiten Clemens von Grumbkow und Pablo Feijoo, einer der erfahrensten Siebener-Experten Spaniens, das Programm. Gemeinsam haben sie die Mannschaft athletisch und taktisch weiterentwickelt. Ergänzt wird der Stab durch Athletiktrainer, Analysten und Physiotherapeuten, die dem Team eine professionelle Rundumbetreuung bieten – ein Niveau, das vor wenigen Jahren noch undenkbar schien.


Nachwuchs als Zukunftssicherung


Auch in der Breite wurde investiert. Mit internationalen Turnierteilnahmen von Jugendmannschaften entstanden Nachwuchsstrukturen, die sich auszahlen. Spieler wie Makonnen Amekuedi, Jakub Dipper oder Felix Hufnagel zeigen, dass der Weg vom Juniorenkader in die Elite funktioniert. Gleichzeitig wird gezielt nach Quereinsteigern gesucht – etwa aus der Leichtathletik oder dem 15er-Rugby –, um das Talentreservoir zu vergrößern.


Der Übergang in die A-Mannschaft ist bewusst niedrigschwellig gehalten. Auffällige Talente werden früh integriert und an die Anforderungen des internationalen Siebener-Rugbys herangeführt. Das Ziel ist klar: eine leistungsfähige, breite Basis zu schaffen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.


Der Spielstil: Disziplin und Effizienz


Taktisch präsentiert sich Deutschland als strukturiertes, physisch starkes Team. In der Defensive legt das Wolfpack großen Wert auf schnelles Verschieben, sicheres Tackling und konsequente Arbeit am Breakdown. In der Offensive dominieren direkte Läufe und ein Ballbesitz-orientiertes Spiel.


Neu hinzugekommen ist eine stärkere kreative Komponente: Mit Spielern wie dem Frankfurter Nachwuchsprodukt Amekuedi, der aus dem Nichts Versuche kreieren kann, wird das deutsche Angriffsspiel variabler. Die Mischung aus organisierter Physis und überraschenden Momenten macht Deutschland 2025 schwer ausrechenbar – eine Qualität, die gerade in einem nervösen Relegationsturnier entscheidend sein könnte.


Rückblick: Lernen aus Niederlagen


Dass das deutsche Programm heute reifer wirkt, ist auch eine Folge leidvoller Erfahrungen. In den Jahren 2017 bis 2022 scheiterte Deutschland mehrfach denkbar knapp am Aufstieg: Niederlagen gegen Spanien, Japan, Irland und Uruguay verhinderten jeweils den Sprung in die World Series.Doch die Mannschaft zog Lehren aus diesen Rückschlägen. Die neue Generation geht unbelasteter in die entscheidenden Spiele. Trainer von Grumbkow betont, dass man heute weniger über verpasste Chancen spreche, sondern über eigene Stärken. Das Wolfpack 2025 wirkt entschlossener und mental stabiler als seine Vorgänger.


Die aktuelle Lage vor Los Angeles


Die Vorzeichen für das Turnier in Los Angeles sind günstig: Deutschland hat sich frühzeitig für das Play-off qualifiziert, reist gut vorbereitet an und konnte in der Challenger Series mehrfach direkte Konkurrenten wie Kanada oder Samoa besiegen.


Das Teilnehmerfeld in Los Angeles ist hochklassig: Neben Deutschland kämpfen Portugal, Kanada und Samoa sowie vier ehemalige World-Series-Teams – voraussichtlich Irland, Uruguay, Kenia und die USA – um vier begehrte Aufstiegsplätze. Der Modus erlaubt es, bereits durch den Einzug ins Halbfinale und einen Sieg im Platzierungsspiel aufzusteigen – eine Regelung, die die Chancen für Außenseiter wie Deutschland deutlich erhöht.


Die deutsche Mannschaft setzt auf ihre bewährten Stärken: intensive Defensive, präzises Ballbesitzspiel und schnelles Umschalten nach Turnovers. Spieler wie Tim Lichtenberg und Ben Ellermann sollen die Führungsrollen übernehmen, während Talente wie Amekuedi für die entscheidenden Impulse sorgen. Die Stimmung im Team ist konzentriert, aber optimistisch – getragen vom Wissen, dass sich in Los Angeles eine historische Chance bietet.


Der Blick nach vorn


Ein Aufstieg in die World Series wäre für das deutsche 7er-Programm mehr als nur ein sportlicher Erfolg. Er wäre die Eintrittskarte in den Kreis der Weltelite – verbunden mit besseren Fördermöglichkeiten, größerer medialer Aufmerksamkeit und einer realistischen Perspektive auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.


Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Deutschland hat im 7er-Rugby aufgeholt. Nun gilt es, die letzte Hürde zu nehmen. In Los Angeles entscheidet sich, ob das Wolfpack künftig auf Augenhöhe mit den Großen des Siebener-Rugbys jagen darf.

1 Comment


wsawatzky0815
May 05

Der Aufstieg ist geschafft! 💪🏽

Ich verstehe allerdings den Modus im nächsten Jahr nicht.

Hier heißt es Aufstieg in die World-Series, an anderer Stelle ist von Division 2 die Rede. Was ist denn jetzt richtig?

Spielt das Wolfpack dann gegen Fidschi, Neuseeland, Argentinien etc. oder gibt es noch eine "Liga" darunter? Und wenn ja, wer sind dann die potentiellen Gegner?

Edited
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