Wolfpack meldet sich in der Weltspitze an
- Rugby-News Team
- 14. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Mit Bronze in Krakau, Rang zwei im Gesamtklassement und der Qualifikation für das entscheidende Aufstiegsturnier zur Sevens World Series hat das deutsche 7er-Rugbymännerteam ein klares Zeichen gesetzt: Das Wolfpack ist auf dem Weg nach oben – sportlich, strukturell und vor allem im Selbstverständnis.
Aus der Mannschaft selbst kommt klare Freude über das Erreichte: „Wir freuen uns natürlich, dass wir es nach L.A. geschafft haben. Aber wir wussten, das wird nicht leicht – vor allem mit dieser starken Gruppe“, so Wolfpack-Spieler Chris Umeh.
Gleich mal ernst gemacht
Schon am ersten Turniertag zeigte das Team, dass es gewachsen ist. Tonga wurde mit 33:12 klar besiegt, gegen Samoa unterlag man knapp mit 10:14 – gegen ein Team, das erst kürzlich aus der World Series abgestiegen ist. Im entscheidenden Match gegen Chile behielt Deutschland in einem engen Spiel mit 12:7 die Nerven – eine Partie, die sinnbildlich war für das, was das Wolfpack aktuell auszeichnet: Geduld, Kontrolle und die Fähigkeit, in entscheidenden Momenten zuzupacken.
Auch innerhalb des Teams war die Herangehensweise klar: „Wir wussten, das ist eine harte Gruppe, aber wir haben uns gesagt: Diese Spiele müssen wir auch gewinnen“, so Umeh. Und genau das tat das Wolfpack – mit Nervenstärke und Teamgeist. Die Belohnung: Platz eins in der Vorrundengruppe – auch dank eines tongaischen Sieges gegen Samoa – und damit der direkte Einzug ins Halbfinale.
Halbfinale gegen Portugal – ein Spiel auf Augenhöhe
Dort wartete Portugal – ein Gegner, mit dem Deutschland bereits im Finale des Turniers in Kapstadt einen offenen Schlagabtausch geliefert hatte. Und auch diesmal begann das deutsche Team druckvoll: zwei Versuche durch Makonnen Amekuedi und Max Roddick, viel Ballbesitz, klare Struktur. Zur Pause stand es 10:7 für Deutschland – doch Portugal blieb im Spiel, auch weil die Erhöhungen ausblieben.
Nach dem Seitenwechsel drehte sich das Momentum: ein Ballverlust vor der Mallinie, ein abgefangener Pass – Portugal nutzte die kleinen Fehler konsequent. „Gegen Portugal haben wir die erste Hälfte gut kontrolliert, dann Portugal selbst zurück ins Spiel geholt und hatten dann Probleme, wieder reinzukommen“, so von Grumbkow im Interview mit der Rugby-Deutschland-Website. Und doch kam das Wolfpack zurück: Philip Gleitze legte einen weiteren Versuch, Felix Hufnagel erhöhte sicher – 17:17. Erst in der Nachspielzeit fiel die Entscheidung zugunsten Portugals.
Bronze gegen Kanada – der Beweis für die Breite
Im Spiel um Platz drei setzte das Trainerteam wie angekündigt auf Rotation – und wurde belohnt. Die sogenannten „Finisher“ nutzten ihre Chance. Zwar geriet das Team früh in Rückstand, doch Amekuedi, erneut einer der Aktivposten, drehte das Spiel; zur Pause stand es 7:5.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Deutschland erneut – mit einem Versuch von Amekuedi und Bennet Veil – auf 21:5, scheinbar die Vorentscheidung. Doch Kanada schlug zurück, verkürzte auf 21:19 und machte das Spiel unnötig spannend. Am Ende landete das ovale Leder dann endlich im Aus, und die Deutschen konnten sich über ihre Bronzemedaille freuen.
Mindestens genauso wichtig ist allerdings der Beweis für die Breite, über den sich auch das deutsche Trainerteam freut: „Heute haben wir auch einigen der Bankspieler wichtige Spielzeit gegeben, und die haben es über weite Strecken auch gut gemacht“, betonte von Grumbkow auf der Rugby-Deutschland-Website.
Blick nach Los Angeles: Ein Team, das mehr will
Mit dem zweiten Platz im Challenger-Gesamtklassement ist das wichtigste Etappenziel erreicht: das Qualifikationsturnier zur Sevens World Series am 3. und 4. Mai in Los Angeles.
Das Format ist klar: Die vier bestplatzierten Teams der Challenger Series treffen in Los Angeles auf die vier am schlechtesten platzierten Teams der laufenden World Series. In einem hochkarätig besetzten Play-off-Turnier geht es dann um nicht weniger als die Startplätze für die kommende Saison der Sevens World Series. Aufstieg gegen Abstieg – alles entscheidet sich an zwei Tagen. Dort trifft Deutschland voraussichtlich auf Amerika, Irland, Uruguay und Kenia – und wird gut vorbereitet anreisen.
„Für uns war das die beste Vorbereitung auf das Turnier in Los Angeles“, sagt von Grumbkow. „Wir haben jetzt aber noch einiges zu tun. Wir wollen noch einige Fehler abstellen, vor allem weniger Straftritte am Ruck kassieren.“
Man könnte jetzt sagen: Dieses Team fährt nicht nach Kalifornien, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Die Trainingspläne sind zu klar, die Ambitionen zu konkret, als dass man dort nur Flagge zeigen will. Ob das reicht, wird sich zeigen. Aber es spricht einiges dafür, dass das Wolfpack in L.A. nicht nur mithalten will – sondern tatsächlich mehr vorhat.
Denn da ist etwas gewachsen. Kein Übermut, aber ein gesundes Maß an Zutrauen. Kein Größenwahn, aber das Bewusstsein, dass man auch gegen große Namen nicht mehr chancenlos ist. Was daraus wird? Das entscheidet sich auf dem Platz – unter kalifornischer Sonne, gegen Gegner, die sich nichts schenken.
Photo Credit: Jan Perlich - rugbyliciousphoto
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