Ankick - der siebte Bundesligaspieltag
- Rugby-News Team
- 14. Nov.
- 7 Min. Lesezeit
Der 7. Spieltag hält für mehrere Teams echte Prüfsteine bereit. Ganz oben ziehen Frankfurt und Neuenheim weiter ihre Kreise, während dahinter ein enges Mittelfeld um jeden Punkt kämpft. München und Germania stehen vor einem richtungsweisenden Duell, die RG Heidelberg trifft auf ein unberechenbares Luxembourg, und Hannover 78 muss ausgerechnet in Neuenheim zeigen, wie weit man wirklich ist.

Und für den Berliner Rugby Club geht es darum, gegen den großen Favoriten aus Frankfurt Mut, Haltung und Entwicklung zu zeigen – auch wenn die Rollen klar verteilt sind.
Berliner Rugby Club – Frankfurt 1880
Die Ausgangslage zu diesem Spiel könnte klarer nicht sein. Der Tabellenletzte aus Berlin empfängt am Wochenende den haushohen Favoriten auf den Bundesligasieg aus Frankfurt. Die beiden Mannschaften spielen zwar in derselben Liga, aber nur auf dem Papier.
Entsprechend realistisch äußert sich der Berliner Trainer Ares van Look, der in Frankfurt 1880 „das unangefochten beste Team aus Deutschland“ sieht. Doch während andere den Kopf hängen lassen würden, gibt der Berliner der Sache einen positiven Spin: „Wir haben nichts zu verlieren und möchten das Spiel so lange offen halten, wie es geht. Unsere Kadersituation ist angespannt, wir haben einige Verletzte, aber wir werden absolut alles auf dem Platz lassen, was wir haben. Die Jungs sind hochmotiviert und freuen sich auf den Schlagabtausch mit Frankfurt. Das sind die Spiele, die uns die eingleisige Bundesliga bringt und auf die wir uns freuen.“
Auch am Spielfeldrand gibt es interessante Neuigkeiten, denn im Trainerstab der Berliner gibt es einen Abgang. Trainer Tim Kimber wird die Berliner verlassen und in die Niederlande gehen. „Wir möchten uns bei ihm herzlich danken für seinen wertvollen Input, den er in der kuryen Zeit reingebracht hat und wünschen ihm alles Gute in Holland“, so der Ex-Kollege Ares van Look.
In Frankfurt sieht Trainer Byron Schmidt die Sache naturgemäß etwas entspannter: „Wir spielen nicht so oft gegen den BRC, aber wir freuen uns auf das Spiel. Die Pause von drei Wochen seit unserem Spiel gegen Handschuhsheim war lang genug, wir freuen uns, endlich wieder auf dem Platz stehen zu können, und wir erwarten, dass Berlin gut gegenhalten wird.“ Wie sehr der südafrikanische Trainer alles in seine Planung einbezieht, erkennt man an seinem Kommentar zu den geänderten Verhältnissen – gemeint ist das Wetter: „Wir wissen, dass sich die Umstände jetzt etwas ändern werden. Es wird kälter, nasser, und die Spiele werden dadurch enger werden. Wir möchten uns daran schnellstmöglich anpassen.“
Prognose:
Obwohl beide Mannschaften in Bezug auf die laufende Saison auf dem Platz nicht weiter auseinander sein könnten, wollen sie doch dasselbe tun: sich auf ihre Leistung konzentrieren und das Spiel nutzen, um sich zu verbessern. Frankfurt 1880 tritt in der Bundesliga im Grunde nur gegen sich selbst an – es ist weniger das Spiel auf dem Feld, das ihnen Sorgen macht, sondern das Spiel im Kopf der eigenen Spieler. Sich Woche für Woche als Favorit auf den Platz zu stellen und Leistung abzurufen, ist mental unglaublich schwierig.
Während die Berliner dieses Luxusproblem nicht kennen, können sie ohne Druck testen, wie weit sie von den Spitzenteams entfernt sind. Insbesondere die zweite Halbzeit könnte für die Gastgeber schwierig werden, also genau dann, wenn Frankfurt so richtig loslegt. Am Ende gewinnen die Frankfurter mit 65:7.
München RFC – SC Germania List
Beide Teams stehen tabellarisch unter Druck – aber aus unterschiedlichen Gründen. München möchte sich nach einem schwierigen Saisonstart im Mittelfeld festsetzen, Germania List dagegen braucht dringend Punkte im Abstiegskampf. Was die Partie zusätzlich interessant macht: Es ist das erste direkte Aufeinandertreffen beider Vereine in der Bundesliga.
Für München beginnt mit diesem Spiel ein intensiver Abschnitt. Trainer Alan Moughty spricht offen darüber, dass sich der Verein „am Anfang eines sehr anspruchsvollen Vier-Spiele-Zyklus“ befindet, der allen Beteiligten einiges abverlangen werde. Die dreiwöchige Pause kam seinem Team aber durchaus entgegen: „Die Verletztenliste sieht deutlich besser aus.“
Gleichzeitig muss München auf drei wichtige Talente verzichten – Quentin Moughty, Bruno Zamola und Anton Rückbrodt sind für die deutsche U20 nominiert. Anstatt darin ein Problem zu sehen, betont Moughty den Stolz des Vereins: „Wir werden ihre Präsenz vermissen, aber wir sind enorm stolz auf sie. Als Klub freuen wir uns, gemeinsam zweiterfolgreichster Verein bei den Nominierungen zu sein.“
Trotz der Ausfälle blickt München positiv auf das kommende Duell: „Wir können dennoch eine starke Mannschaft aufstellen und freuen uns auf unser erstes Spiel gegen Germania. Es ist ein großes Spiel für beide Teams und hoffentlich wird es diesem Anspruch gerecht.“
Auch bei den Niedersachsen herrscht eine Mischung aus Hoffnung und Realismus. Germania-Trainer Stefan Mau bringt die Lage auf den Punkt: „Das Spiel in München wird hart, aber wichtig. Wir hoffen da auf Punkte.“ Die Kadersituation bleibt angespannt – eine Konstante der bisherigen Saison: „Wir haben dieses Jahr einfach extrem viel Verletzungspech.“
Immerhin gibt es ein kleines Personal-Plus: Niklas Koch und Felix Hufnagel aus der 7er-Mannschaft stehen zur Verfügung. Dennoch bleibt Mau ehrlich: „München ist Favorit.“
Prognose
Beide Teams haben viel zu gewinnen – und ebenso viel zu verlieren. München ist aufgrund des Heimvorteils, der breiteren Personaldecke und der etwas stabileren Saisonleistung der natürliche Favorit. Germania List kann jedoch mit seiner kämpferischen Art und den beiden Rückkehrern aus dem 7er-Bereich Phasen setzen, die das Spiel enger machen könnten.
Entscheidend wird, wie gut München die personellen Ausfälle kompensiert und ob Germania über 80 Minuten die defensive Stabilität findet, die ihnen in dieser Saison oft fehlte.
Am Ende dürfte München einen eng umkämpften, aber verdienten Sieg einfahren – 28:15 für den MRFC.
RG Heidelberg – RC Luxembourg
Auf dem Papier ist es ein Duell zweier direkter Tabellennachbarn – doch inhaltlich steckt deutlich mehr dahinter. Die RG Heidelberg hat sich nach einem durchwachsenen Jahr stabilisiert und mischt im erweiterten Spitzenfeld mit. Luxembourg dagegen pendelt zwischen starken Auftritten und Einbrüchen in Auswärtsspielen.
Entsprechend groß ist die Bedeutung dieses Spiels: Es geht um Positionskämpfe im Mittelfeld – und darum, den Anschluss nach oben nicht zu verlieren.
RGH-Coach Gareth Jackson erwartet ein körperlich intensives Spiel: „Wir sind sicher, dass Luxemburg dieses Spiel ins Visier nehmen wird; angesichts der Tabellenposition beider Vereine ist es eine große Sache. Es wird definitiv einen harten Kampf an vorderster Front geben.“
Die Personallage beschreibt Jackson mit pragmatischer Zuversicht: „Wie jeder Verein haben wir Verletzte und Spieler, die zurückkehren. Aber ich finde, dass wir derzeit gut aufgestellt sind. Der Konkurrenzkampf um die Plätze bedeutet, dass die Auswahlbesprechungen jetzt ziemlich lang sind.“
Taktisch bleibt die RGH ehrgeizig: Man will nicht nur gewinnen, sondern maximal punkten. „Unser Ziel ist dasselbe wie das von Luxemburg: zu gewinnen und sicherzustellen, dass wir alle verfügbaren Ligapunkte holen. Es wäre fantastisch, wenn wir unseren Schwung mitnehmen könnten.“
Auf der anderen Seite herrscht beim RC Luxembourg eine Mischung aus Selbstkritik und Entschlossenheit. Das letzte Spiel gegen den TSV war ein Rückschritt, den Trainer Antoine Alric klar benannt hat: „In Bezug auf Einstellung und Einsatz waren wir ganz eindeutig nicht auf dem Niveau, das wir erwarten.“
Die zentrale Frage für Alric: Wie reagiert seine Mannschaft? „Die wichtigste Frage ist nun, ob wir eine Mannschaft sind, die zurückschlägt – oder ob wir akzeptieren, in schwierigen Phasen eines Spiels durchschnittlich zu sein.“ Das Team habe in den vergangenen zwei Wochen „viel Demut“ gezeigt, aber Training und Wettkampf seien eben zwei verschiedene Welten.
Trotzdem reist Luxembourg zwar als Außenseiter an, aber mit Ambition: „Wir gehen mit einer ambitionierten Mannschaft in die Partie, die ihre Chancen suchen und nutzen will. RG Heidelberg spielt im Vergleich zur vergangenen Saison einen hervorragenden Start, und wir wissen, dass sie versuchen werden, uns weh zu tun. Umso mehr liegt es an uns, den Gegner und die Liga zu respektieren – und zu zeigen, dass auch wir hungrig darauf sind, dort oben mitzuspielen.“
Prognose
Heidelberg hat in dieser Saison bereits gezeigt, dass sie große Spiele kontrollieren können – und vor allem, dass sie weniger anfällig für Einbrüche sind als im Vorjahr. Luxembourg hingegen ist schwer zu greifen: Zwischen beherzten Auftritten und unruhigen Phasen kann alles passieren.
Der Heimvorteil, die größere Kontinuität und die breitere spielerische Basis sprechen leicht für die RGH. Luxemburg wird gefährliche Momente haben, aber entscheidend wird die Stabilität über 80 Minuten sein – und genau dort hat Heidelberg aktuell die Nase vorn.
RG Heidelberg gewinnt 42:14, in einem Spiel, das lange offen bleibt, bevor die RGH in der Schlussphase wegzieht.
SC Neuenheim – Hannover 78
Es ist eines der spannendsten Spiele dieses Spieltags: Der ungeschlagene Tabellenzweite SC Neuenheim empfängt den aktuellen Tabellendritten Hannover 78. Die Ausgangslage ist eindeutig – zumindest auf dem Papier. Neuenheim wirkt gefestigt, körperlich stark und präsentiert sich seit Wochen als der zweite Titelanwärter neben Frankfurt. Hannover 78 dagegen spielt eine ordentliche Saison, jedoch ohne die Dominanz vergangener Jahre.
Das macht diese Partie besonders interessant: Für Neuenheim ist es ein weiterer Meilenstein auf dem Weg Richtung Topspiel gegen Frankfurt. Für Hannover 78 dagegen ist es eine Standortbestimmung – eine Partie, die zeigen wird, wie nah man an die absolute Ligaspitze herankommt.
Eine Trainerstimme aus Neuenheim liegt nicht vor, dafür spricht Jarrod Saul, Coach von Hannover 78, ungewöhnlich klar über die Herausforderungen, die sein Team erwartet: „Es wird ein sehr hartes Spiel. SCN ist sowohl in den Forwards als auch in den Backs stark, deshalb wird es schwer, Punkte zu erzielen.“
Das Spiel gegen die RGH offenbarte deutliche Defizite, die Saul offen adressiert: „Hoffentlich können wir diesmal den Ball halten und nicht wieder so viele Fehler machen wie gegen die RGH.“ Gerade im Ballbesitz und in der Strukturarbeit ist Hannover noch nicht da, wo der Trainer sein Team haben möchte.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt die Personallage: „Der Kader ist noch unklar. Wir haben noch keine endgültigen Nominierungen und von vielen Spielern keine finalen Antworten, ob sie reisen und spielen können.“ Eine schwierige Ausgangssituation – zumal Auswärtsspiele in Heidelberg traditionell anspruchsvoll sind.
Trotz der Herausforderungen formuliert Saul klare Ziele für das Spiel:„Wir müssen unsere First-Time Tackles setzen und die Double Hits in der Verteidigung bringen. Im Angriff müssen wir den Ball länger als fünf Phasen halten.“ Für Hannover 78 geht es also nicht nur um Punkte, sondern auch um Grundprinzipien ihres Spiels – um Stabilität, um Präzision, um das „Wie“.
Prognose
Neuenheim hat bislang jede Herausforderung souverän gemeistert. Hannover 78 kann phasenweise jedes Team der Liga ärgern, doch die Schwankungen der bisherigen Saison und die unsichere Personalsituation sind schwer zu ignorieren.
Wenn 78 es schafft, den Ball über mehrere Phasen zu halten und die Fehlerquote minimal zu halten, kann das Spiel enger werden, als viele erwarten. Doch über 80 Minuten spricht aktuell mehr für die Gastgeber.
Alles deutet auf einen kontrollierten Heimsieg hin – Neuenheim gewinnt 34:18.
TSV Handschuhsheim – Heidelberger RK (verlegt)
Das eigentlich für dieses Wochenende angesetzte Spiel zwischen dem TSV Handschuhsheim und dem Heidelberger RK wurde auf den 28. Februar 2025 verlegt. Grund dafür sind die parallel stattfindenden U20- und U18-Europameisterschaften, die beide Vereine (insbesondere aber den HRK) personell betreffen.
Der HRK bedankte sich in ihrem Kommentar an rugby-news.de ausdrücklich beim TSV: Für das Entgegenkommen, die Flexibilität und den gelebten Sportsgeist, der diese Verlegung erst möglich gemacht hat. Ein schönes Zeichen dafür, dass Fairness und Miteinander im deutschen Rugby häufig noch eine große Rolle spielen.





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