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Ankick – der vierte Spieltag der Rugby-Bundesliga

  • Rugby-News Team
  • 10. Okt.
  • 8 Min. Lesezeit

Spitzenduelle, Standortbestimmungen und ein historisches erstes Mal


Nach drei Runden ist die Lage in der Rugby-Bundesliga klar konturiert – und doch voller Geschichten. An der Spitze marschieren Frankfurt 1880 und der SC Neuenheim mit makelloser Bilanz und beeindruckenden Punktedifferenzen, dahinter kämpfen Hannover 78, Handschuhsheim und München um den Anschluss. Die RG Heidelberg hat sich mit einem Befreiungsschlag zurückgemeldet, während im Tabellenkeller noch kein Team aus Berlin, Luxemburg oder beim HRK den ersten Sieg verbuchen konnte.



Der vierte Spieltag bringt nun gleich mehrere wegweisende Begegnungen: In Hannover treffen mit 78 und Handschuhsheim zwei Dauergäste der Playoffs aufeinander – ein Duell mit viel Brisanz. Meister Frankfurt empfängt den HRK, das Traditionsduell aber steht unter völlig ungleichen Vorzeichen. Die RGH misst sich mit München in einem Spiel, das für beide den Charakter einer Standortbestimmung hat. Neuenheim will gegen den Berliner RC seine Dominanz bestätigen, während die Hauptstädter auf Teilerfolge hoffen. Und in Luxemburg kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit Germania List – ein kleines Stück Bundesliga-Geschichte, das den Gastgebern zugleich den ersehnten Befreiungsschlag bescheren soll.



Hannover 78 – TSV Handschuhsheim

Duell zweier Halbfinalisten mit viel Brisanz


Wenn Hannover 78 am Sonnabend den TSV Handschuhsheim empfängt, treffen zwei Teams aufeinander, die sich in den vergangenen Jahren regelmäßig in den Playoffs begegnet sind. Beide gehören zum erweiterten Kreis der Titelanwärter – und beide haben nach den ersten Spieltagen bereits Höhen und Rückschläge erlebt. Während 78 zuletzt das hitzige Stadtderby gegen Germania List drehte und mit zwei Siegen im oberen Tabellendrittel rangiert, musste der TSV im Derby gegen Neuenheim seine erste Niederlage hinnehmen, bleibt aber klar auf Kurs obere Tabellenhälfte.


Die Handschuhsheimer reisen mit Respekt, aber auch Optimismus in den Norden. Pressesprecher Moritz Bayer betont: „78 ist eine sehr heimstarke Mannschaft, die sowohl hartes, direktes, als auch weites Spiel über die Flügel beherrscht. Da gilt es, dem Gegner möglichst wenig Chancen zu bieten.“ Bitter ist für die Gäste der langfristige Ausfall von Nationalspieler Tim Frauenfeld, der mit Kreuzbandriss wohl die gesamte Saison verpasst. „Das ist ganz bitter für den jungen Kerl, der seit Jahren saustarke Arbeit macht“, so Bayer. Dennoch sieht das Trainerteam um Lukas Rosenthal Chancen: „Wir sehen Möglichkeiten an den Standards und in unserer Struktur und wollen an das SCN-Spiel anknüpfen.“


Auf Seiten der Gastgeber herrscht ebenfalls Zuversicht – und ein gewisses Augenzwinkern. Trainer Jarrod Saul erinnert: „Es ist immer ein hartes Spiel gegen diese Jungs – in zwei der letzten drei Jahre waren sie unser Halbfinal-Gegner. Wir hoffen, dass wir diesmal etwas zurückholen können.“ 78 setzt in der Hintermannschaft auf frische Kräfte, zwei Rückkehrer nach Verletzungen bringen neue Optionen. In der Sturmreihe fällt Routinier Benni Simm aus, dafür kündigt Saul ein „Überraschungspaket“ an. „Ich werde es selbst erst glauben, wenn ich den Spieler tatsächlich auf dem Platz sehe“, scherzt er. Spielerisch liegt der Fokus klar: „Unser Ziel ist, zu verhindern, dass sie durch die Mitte brechen, und mit mehr Geschwindigkeit auf dem Flügel die Außenbahnen zu kontrollieren.“


Neben der sportlichen Spannung fehlt es auch nicht an Kuriositäten: „Ein echtes Highlight fällt mir nicht ein – außer der Enttäuschung, dass sie immer noch kein Auswärtstrikot haben und wir deshalb in unserem eigenen Stadion wieder in Auswärtstrikots spielen müssten“, so Saul mit einem Lachen.


Analyse: Hannover überzeugt mit Moral und Heimstärke, Handschuhsheim mit strukturiertem Spiel und Standards. Entscheidend dürfte sein, welche Mannschaft die Fehlerquote niedrig hält und die offenen Räume konsequenter nutzt.


Prognose: Ein enges, physisches Spiel mit leichten Vorteilen für 78.



SC Frankfurt 1880 – Heidelberger RK 1872

David gegen Goliath – der Meister empfängt den Rekordklub


Die Rollen könnten klarer kaum verteilt sein: Tabellenführer Frankfurt 1880 empfängt am Sonnabend den noch sieglosen Heidelberger RK. Der Meister aus Hessen hat seine ersten drei Spiele mit einer Gesamtdifferenz von +210 Punkten gewonnen und zuletzt den München RFC mit 99:0 deklassiert. Für den HRK, der im Neuaufbau steckt und bislang nur einen Zähler gesammelt hat, geht es daher weniger um Punkte als um Selbstvertrauen.

Trainer Steffen Liebig spricht die Ausgangslage offen an: „Frankfurt ist aktuell klar das stärkste Team, die Rollen sind entsprechend verteilt. Wir wollen nach unserem schlechten Start wieder etwas Selbstvertrauen tanken und auch einige Dinge probieren.“ Mut macht die zweite Halbzeit gegen den SC Neuenheim, in der der HRK vier Versuche legte. „Letztes Jahr haben wir drei Versuche gegen 80 gelegt, dieses Jahr ist einer mehr das Ziel – und das Spiel möglichst lange offen halten. Generell haben wir nichts zu verlieren.“ Personell sind die Heidelberger im Sturm von Ausfällen geplagt, erhalten aber durch Rückkehrer wie Haakon Oess und Max Zahner aus dem 7er-Programm mehr Spielwitz. Zudem feiert Matthias Liebig auf der Innenposition sein Saisondebüt, das zusätzliche Stabilität bringen soll.


Auf Frankfurter Seite verlief die Vorbereitung ruhig. Trainer Byron Schmidt erklärt: „Am vergangenen Wochenende hatten wir spielfrei, es war also eine leichtere Woche für uns. Diese Woche haben die Jungs aber wirklich sehr hart gearbeitet. Wir verändern ein oder zwei Kombinationen, sind aber überzeugt, dass wir eine sehr starke Mannschaft haben und langsam wirklich ein Gefühl dafür bekommen, was wir umsetzen wollen.“ Frankfurt hat in den vergangenen Wochen taktische Anpassungen vorgenommen, deren Wirkung nun sichtbar werden soll. „Wir wissen, dass der HRK ein paar gute Spieler hat, vor allem im Sturm. Aber am Ende des Tages geht es für uns darum, dass wir unser Spiel gut durchziehen. Wenn uns das gelingt, erwarten wir, dass wir gewinnen.“


Analyse: Für Frankfurt ist die Partie eine weitere Gelegenheit, Automatismen zu festigen und den breiten Kader zu testen. Der HRK kann nur über Teilerfolge – gelungene Angriffe, enge Phasen – Zufriedenheit schöpfen. Entscheidend wird sein, ob die jungen Heidelberger mit den Rückkehrern aus dem 7er-Programm mehr Struktur finden.


Prognose: Frankfurt bleibt klarer Favorit und wird den vierten Sieg einfahren. Für den HRK geht es um Achtungserfolge.



RG Heidelberg – München RFC

Duell im Mittelfeld


Wenn die RG Heidelberg am Samstag den München RFC empfängt, ist es auch ein Aufeinandertreffen zweier Mannschaften, die sich in den vergangenen Jahren enge Duelle geliefert haben – zumeist mit dem besseren Ende für die Bayern. Diesmal aber geht die RGH mit neuem Selbstvertrauen in die Partie: Der klare 80:14-Sieg gegen den Berliner RC hat gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt, und Trainer Robin Plümpe sieht sein Team besser gerüstet denn je.


„Die Spiele gegen München waren die letzten Jahre immer knapp, leider immer mit dem unglücklicheren Ende für uns. Dieses Jahr sind wir um einiges besser aufgestellt und wir haben die letzten zwei Wochen gut genutzt, um uns vorzubereiten“, so Plümpe. Die Herangehensweise ist klar: „Die Münchner sind ein sehr gut gecoachtes Team, also erwarten wir ein taktisches Spiel, das wir versuchen chaotisch zu machen.“ Personell gibt es Veränderungen: Mit Henry Smeed, Jan Lammers, Cedric Eichholz und Wolfram Hacker fehlen gleich vier Nationalspieler, die derzeit in Südafrika weilen. Dafür kehrt Max Kammholz in den Kader zurück, und auch ein Einsatz von Luca Meffert ist möglich – „ein Rennen gegen die Zeit“, wie Plümpe einräumt. Neu im Aufgebot ist zudem der paraguayische Erste-Reihe-Spieler Santiago Sapriza. „Wir wollen den Schwung vom letzten Spiel und den letzten zwei Trainingswochen mitnehmen und den nächsten Sieg einfahren.“


Auf Münchner Seite ist die Ausgangslage nach dem 0:99 gegen Frankfurt gänzlich anders. Trainer Alan Moughty erklärt: „Wir waren damit beschäftigt, uns seit unserem letzten Auftritt wieder zu sammeln… Die RGH hatte über die Sommerpause hinweg sehr viel zu tun. Sie haben sich sowohl bei Spielern als auch bei Trainern hervorragend verstärkt. Man muss sich nur anschauen, wie mühelos sie Berlin abgefertigt haben – mit neun oder zehn Versuchen.“ München reist mit einem teils erholten Kader: „Wir können ein paar Spieler nach Verletzungen zurückbegrüßen, für andere kommt dieses Wochenende allerdings noch zu früh.“ Moughty zeigt sich realistisch: „Unser Ziel für dieses Spiel ist in erster Linie eine gute Leistung zu zeigen. Die RGH ist völlig zurecht Favorit. Sie haben ein sehr physisches Paket, das den Gegner gerne dominiert – und das ist noch bevor man ihre brandgefährliche Hintermannschaft ins Spiel bringt, die ohne Angst von überall auf dem Feld antritt.“


Analyse: Die RGH hat nach dem Befreiungsschlag gegen Berlin Rückenwind, muss aber trotz prominenter Rückkehrer eine halbe Mannschaft ersetzen. München steckt nach der Lehrstunde gegen Frankfurt im Prozess der Selbstfindung, bringt aber nach wie vor Qualität mit. Entscheidend wird sein, ob die Bayern ihre Defensive stabilisieren und lange im Spiel bleiben können – oder ob Heidelberg sein Tempo früh entfaltet.


Prognose: Die RGH hat den Heimvorteil und mehr Schwung. München dürfte es diesmal schwer haben, den Favoriten zu ärgern. Ein Heimsieg ist wahrscheinlich.



SC Neuenheim – Berliner RC

Klarer Favorit gegen Außenseiter mit neuem Mut


Der SC Neuenheim hat sich in den ersten Wochen der Saison als wohl stärkster Herausforderer des Meisters aus Frankfurt präsentiert. Drei Spiele, drei Siege, dazu eine beeindruckende Punktedifferenz von +143 – die Handschrift der Heidelberger ist unübersehbar. Mit strukturiertem Rugby, breiter Bank und großer Physis hat der SCN zuletzt auch das traditionsreiche Derby gegen Handschuhsheim für sich entschieden und seinen Anspruch als Titelkandidat untermauert.


Für den Berliner RC ist die Auswärtsfahrt nach Heidelberg dagegen eine Herkulesaufgabe. Drei Spiele, drei Niederlagen, zuletzt ein 14:80 bei der RG Heidelberg – der Fehlstart ist offenkundig. Doch Trainer Ares van Look sieht Fortschritte in der Arbeit seines Teams: „Prinzipiell geht es darum, erstmal die Fehler aus dem letzten Auswärtsspiel in Heidelberg abzustellen. Wir hatten eine sehr gute, sehr konzentrierte Trainingswoche.“ Auch wenn Neuenheim auf dem Papier klarer Favorit sei, will der BRC sich auf seine eigene Entwicklung konzentrieren: „Unsere Marschroute bleibt weiterhin, uns auf unser Spiel zu fokussieren und den Prozess von Spiel zu Spiel zu sehen.“


Positiv ist vor allem die Kadersituation: „Wir starten mit einem leicht veränderten Kader, wir haben viele Rückkehrer, worüber wir sehr happy sind. Wir stellen ein volles Team, bis auf ein, zwei Angeschlagene.“ Van Look erwartet ein intensives Duell: „SCN ist Favorit, aber es wird, denke ich mal, ein gutes, hartes Spiel werden – und wir freuen uns auf den Kampf.“


Analyse: Alles spricht für einen klaren Heimsieg Neuenheims, das bislang kaum Schwächen zeigt und vor allem über seine Standards sowie das disziplinierte Offensivspiel dominiert. Für Berlin geht es vor allem darum, Disziplin zu wahren und die Fehlerquote zu senken. Mit Rückkehrern im Kader könnte die Mannschaft zumindest phasenweise stabiler auftreten.


Prognose: Neuenheim bleibt souverän und fährt den vierten Sieg ein. Berlin kann nur auf Teilerfolge hoffen.



RC Luxembourg – SC Germania List

Premiere in Luxemburg: Gastgeber hoffen auf Befreiungsschlag


Für den RC Luxembourg ist der vierte Spieltag ein besonderer Moment: Erstmals in seiner Vereinsgeschichte empfängt der Klub den SC Germania List. Sportlich steht das Heimspiel zudem unter dem Vorzeichen einer Wende. Zwei Niederlagen aus den ersten beiden Begegnungen, Platz zehn in der Tabelle und eine Punktedifferenz von –59 markieren einen ernüchternden Saisonstart.


Trainer und Sportdirektor Antoine Alric bringt die Stimmung im Verein auf den Punkt: „Wir freuen uns sehr, zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte gegen Germania List zu spielen und sie in Luxemburg willkommen zu heißen. Wir wollen endlich unsere Saison richtig beginnen – wir stehen momentan nicht dort, wo wir es uns vorgestellt haben, und das soll sich ab diesem Wochenende ändern.“


Die Gäste aus Hannover reisen mit der Hypothek einer Derby-Niederlage gegen 78 an, können aber auf den Sieg zum Auftakt gegen die RG Heidelberg verweisen. Germania zeigt bislang ein wechselhaftes Gesicht: solide Phasen im Angriff, aber eine hohe Fehlerquote und Probleme in der Defensive.


Analyse: Luxemburg setzt auf Heimstärke und den besonderen Reiz des ersten Duells mit Germania. Entscheidend wird sein, ob die Gastgeber ihre Fehlerquote reduzieren und im offenen Spiel mehr Durchschlagskraft entwickeln. Germania bringt zwar Erfahrung und Physis mit, muss jedoch nach dem bitteren Derby erneut Charakter beweisen.


Prognose: Eine offene Begegnung zweier Teams mit ähnlicher Ausgangslage. Germania hat die robustere Struktur, Luxemburg den Heimvorteil und die Motivation. Leichte Vorteile bei den Gästen – aber ein Luxemburger Befreiungsschlag liegt in der Luft.




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