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Ankick – Rivalitäten, Richtungsduelle und Pflichtsiege

  • Rugby-News Team
  • 24. Okt.
  • 8 Min. Lesezeit

Der sechste Spieltag der Rugby-Bundesliga verspricht eine spannende Mischung aus Tradition, Druck und Aufbruchsstimmung. Während Meister SC Frankfurt 1880 im Klassiker gegen TSV Handschuhsheim auf die Wahrung seiner makellosen Bilanz zielt, treffen in Hannover Kraft und Kreativität aufeinander, wenn 78 die verletzungsgeplagte, aber unbeugsame RG Heidelberg empfängt.



Der SC Neuenheim will seinen Lauf gegen den personell ausgedünnten München RFC fortsetzen, während im Tabellenkeller zwei wegweisende Duelle anstehen: Der Heidelberger RK muss gegen Germania List punkten, um den Anschluss zu halten, und im Großherzogtum Luxemburg kämpft der Berliner RC um den ersten Saisonsieg.


Ein Spieltag also, der weniger vom Spektakel der Favoriten, sondern von den kleinen, entscheidenden Geschichten im Mittelfeld und Tabellenkeller lebt – dort, wo Moral, Tiefe und Disziplin über Richtung und Rhythmus einer ganzen Saison entscheiden werden.



SC Frankfurt 1880 – TSV Handschuhsheim

Traditionsduell in Frankfurt – Meister trifft auf alten Rivalen


Wenn am Sonnabend Frankfurt 1880 den TSV Handschuhsheim empfängt, ist es mehr als ein gewöhnliches Ligaspiel: Es ist das ewige Duell zweier deutscher Rugby-Institutionen. In den vergangenen Jahren standen sich beide Teams mehrfach in Endspielen gegenüber, nun treffen sie erneut in unterschiedlichen Rollen aufeinander – der Serienmeister als überlegener Tabellenführer, der TSV als kämpferischer Außenseiter mit viel Herzblut.


Frankfurt geht mit makelloser Bilanz in den sechsten Spieltag: fünf Siege, 357 erzielte Punkte, kaum Schwächen. Trainer Byron Schmidt weiß jedoch, dass Duelle gegen die „Löwen“ stets besonderen Charakter haben:

„TSV und SCN sind natürlich immer Spiele, auf die wir uns besonders freuen. Ich glaube, gegen TSV haben wir drei Finals gespielt und gegen SCN die anderen zwei – das sind also ganz klar unsere traditionellen Rivalen. Wir wissen, dass sie motiviert sein werden und sicher eine starke Leistung zeigen. Aber wir hatten eine gute Trainingswoche und wollen daran anknüpfen. Mit unserer Leistung gegen Germania waren wir deutlich zufriedener, und jetzt wollen wir gegen den TSV eine solide und geschlossene Vorstellung abliefern.“

Beim TSV Handschuhsheim herrscht trotz Außenseiterrolle gute Stimmung. Pressesprecher Moritz Bayer bringt es auf den Punkt:

„Wir spielen am Wochenende mit beiden Mannschaften in Frankfurt und freuen uns auf einen schönen Rugbytag. Spielerisch ist insbesondere die erste Mannschaft beim Serienmeister Underdog – aber das ist da jede Mannschaft. Wir spielen ohne Druck, schauen, was geht, und geben volle Kanne, vielleicht sogar einen Tick risikoreicher. Wenn nicht gegen Frankfurt, wann dann?“

Der TSV reist mit dünnem Kader an, doch die Motivation ist hoch. „Wir hauen alles raus, die Trainingswoche war gut“, so Bayer weiter.


Analyse:

Frankfurt bleibt das Maß aller Dinge – strukturiert, präzise und konditionell überlegen. Für Handschuhsheim geht es darum, mutig aufzutreten, Phasen zu gewinnen und Disziplin in den Standards zu wahren. Ein couragierter Auftritt könnte ein Achtungserfolg werden, auch wenn die Kräfteverhältnisse klar sind.


Prognose:

Frankfurt wird die Partie kontrollieren und den sechsten Sieg einfahren. Für den TSV zählt die Erfahrung – und vielleicht ein Versuch, der zeigt, dass Risiko manchmal belohnt wird.



Hannover 78 – RG Heidelberg

Kraft gegen Kreativität – Hannover empfängt ersatzgeschwächte, aber entschlossene RGH


Nach dem Zittersieg in Berlin steht Hannover 78 vor der nächsten Prüfung: Mit der RG Heidelberg reist ein Gegner an, der spielerisch überzeugen kann, aber derzeit personell auf dem Zahnfleisch geht. Die Niedersachsen wollen vor heimischem Publikum zurück zu alter Stabilität finden – die Gäste dagegen trotzen dem Verletzungspech mit Kampfgeist und einer Prise Trotz.


RGH-Trainer Robin Plümpe bringt die Lage auf den Punkt:

„Leider haben wir gegen Neuenheim den halben Sturm verletzungsbedingt verloren. Einige fallen langfristig aus, bei dem ein oder anderen kommt Samstag wahrscheinlich zu früh, aber es besteht noch eine kleine Hoffnung auf eine Wunderheilung. Hinten drin fällt Nic Hittel auch verletzt aus. Trotzdem haben wir mittlerweile genug Spieler auf Bundesliga-Niveau, um es einigermaßen zu ersetzen und werden mit einem guten Team anreisen. ‘Next-man-up-Mentality’ für das Spiel. Wir werden alles reinhauen und sehen, was das am Ende wert ist. Nur um das Spiel zu spielen, fahren wir auf keinen Fall nach Hannover – und ohne Punkte will keiner die Heimfahrt antreten.“

Diese Einstellung nötigt Respekt ab, zumal Plümpes Team in den letzten Wochen sichtbar gereift ist. Dennoch wiegt die Ausfallliste schwer: Der Verlust mehrerer Schlüsselspieler im Sturm trifft genau den BEreich, in der Hannover seine größte Wucht zum Ende der Spiele entfaltet.


78-Coach Jarrod Saul erwartet eine enge Begegnung und mahnt zur Geduld:

„Das Spiel wird schwierig – wir wissen, dass sie eine schnelle Hintermannschaft und starke Stürmer haben. Wir haben im letzten Monat intensiv an unserer Fitness gearbeitet. Ich bin gespannt, welchen Spielstil sie wählen – wir haben gesehen, dass sie entweder auf Raumspiel mit viel Kicking setzen oder den Ball einfach so lange wie möglich in den eigenen Reihen halten. Unser Kader sieht gut aus – bei ein oder zwei Spielern sind wir noch unsicher, da einer unserer Jungs heute glücklicherweise Vater geworden ist. Aber abgesehen davon treten wir mit etwa 85 % unserer vollen Stärke an. Das Ziel ist, positiv zu bleiben – selbst wenn der Ball mal nicht zu unseren Gunsten springt.“

Analyse:

Die Voraussetzungen sprechen für Hannover: volle Bank, Heimvorteil, physische Überlegenheit. Doch die RGH hat in dieser Saison gezeigt, dass sie auch dezimiert gefährlich bleibt – besonders, wenn das Spiel offen und schnell wird. Entscheidend dürfte sein, ob Heidelberg genügend Ballbesitz erkämpft, um die schnellen Außen ins Spiel zu bringen, oder ob Hannovers Sturm das Geschehen diktiert.


Prognose:Hannover 78 mit Vorteilen in Tiefe und Physis, aber RGH mit Herz und Unberechenbarkeit. Ein Heimsieg ist wahrscheinlich – aber kein Spaziergang.



SC Neuenheim – München RFC

Neuenheim im Flow – München kämpft mit Personalsorgen


Tabellenzweiter gegen Krisenteam: Wenn der SC Neuenheim am Sonnabend den München RFC empfängt, scheinen die Rollen klar verteilt. Der SCN, bislang ungeschlagen und mit fünf Siegen in fünf Spielen, will weiter Druck auf Spitzenreiter Frankfurt ausüben. München dagegen steckt mitten in einer Verletzungswelle, reist aber mit bemerkenswertem Kampfgeist an den Neckar.


Während die Gastgeber auch im sechsten Saisonspiel als Favorit gelten, muss der MRFC improvisieren. Trainer Alan Moughty beschreibt die Lage offen:

„Wir haben derzeit elf Spieler aus dem Bundesliga-Kader verletzt und weitere acht sind aus privaten Gründen nicht verfügbar. Der Kader ist im Moment also ziemlich ausgedünnt, aber da kann man nicht viel machen – wir müssen dieses Tief so gut es geht managen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir überhaupt so viel Tiefe im Kader haben. Ich weiß nicht, wie viele andere Teams es schaffen würden, mit 19 fehlenden Spielern auszukommen. Trotzdem freuen wir uns auf die Herausforderung – gerade in solchen Zeiten lernt man am meisten über sich selbst.“

Die Worte des irischen Trainers zeigen, dass München die Reise nach Heidelberg nicht als Pflichttermin, sondern als Charaktertest versteht. Nach der knappen Niederlage gegen den HRK will man vor allem als Mannschaft geschlossen auftreten und den Fokus auf Verteidigung und Phasendisziplin legen.


Der SC Neuenheim dagegen geht mit breiter Brust ins Spiel. Nach dem souveränen 38:10 im Derby gegen die RG Heidelberg ist die Formkurve steil – und die Automatismen im Angriffsspiel greifen wie selten zuvor. Besonders die Kombinationen über die Hintermannschaft mit Felix Lammers und Leo Becker gelten als derzeitiges Prunkstück des Tabellenzweiten.


Analyse:

Neuenheim verfügt aktuell über die wohl mit ausgewogenste Balance der Liga: stabile Standards, tiefer Kader. München kann in dieser Verfassung kaum auf Augenhöhe agieren, muss über Leidenschaft und Verteidigungsarbeit versuchen, das Ergebnis im Rahmen zu halten.


Prognose:Alles spricht für einen klaren Heimsieg. Für Neuenheim zählt die Konstanz, für München die Charakterprobe. Ein Bonuspunkt für die Gäste wäre unter diesen Umständen schon ein Erfolg.



Heidelberger RK – SC Germania List

Heidelberg unter Zugzwang – Pflichtsieg im Kellerduell gegen Germania


Für den Heidelberger RK ist das Heimspiel gegen den SC Germania List mehr als nur eine weitere Begegnung – es ist ein Schlüsselspiel im Kampf um den Klassenerhalt. Nach dem hart erkämpften Auswärtssieg in München will der Traditionsklub aus der Kurpfalz den Aufwärtstrend bestätigen und erstmals in dieser Saison zwei Siege in Folge feiern.


Trainer Steffen Liebig formuliert die Zielsetzung klar:

„Wir wollen an die gute Leistung gegen München anknüpfen und unsere eigenen Fehler weiter reduzieren. Germania ist eine sehr spielstarke Mannschaft und ähnelt München oder der RGH. In der sehr ausgeglichenen Bundesliga sind Heimsiege gegen Mannschaften auf Augenhöhe Pflicht, um den Klassenerhalt zu schaffen – und das ist auch das klare Ziel für Samstag.“

Personell gibt es Licht und Schatten. Der junge U20-Nationalspieler Aurel Knorr fällt mit einer Gehirnerschütterung aus, zudem grassiert im Team eine Grippewelle. Dennoch ist Liebig optimistisch:

„Wir hoffen, dass alle Spieler rechtzeitig fit werden. Matthias Liebig, Johannes Armbruster und Ari Hartmann sind zurück im Kader. Wir vertrauen auf die Mannschaft, die gegen München den Job erledigt hat, und haben eine stärkere Bank zur Verfügung – das könnte beim dritten Spiel in drei Wochen den Unterschied machen.“

Der SC Germania List reist nach dem 7:85 gegen Meister Frankfurt ohne Druck, aber mit Wiedergutmachungswillen nach Heidelberg. Die Niedersachsen haben in dieser Saison mehrfach gezeigt, dass sie mit offenem Spiel und mutigem Laufspiel Akzente setzen können, müssen aber ihre Defensive stabilisieren, um gegen den HRK bestehen zu können.


Analyse:

Der HRK geht als leichter Favorit in die Partie – nicht zuletzt wegen Heimvorteil und Formkurve. Entscheidend wird, ob die Heidelberger ihre Fehlerquote niedrig halten und die körperliche Müdigkeit nach drei intensiven Wochen kompensieren können. Germania wird versuchen, das Spiel offen zu gestalten und die Geschwindigkeit hochzuhalten.


Prognose:

Ein Spiel auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für Heidelberg. Wenn der HRK sein strukturiertes Spiel abrufen kann, dürfte der zweite Heimsieg der Saison gelingen – aber Germania bleibt für Überraschungen gut.


RC Luxembourg – Berliner RC

Duell der Tabellennachbarn – Berlin jagt den ersten Sieg, Luxemburg will den Anschluss


Im Kellerduell zwischen dem RC Luxembourg und dem Berliner RC steht viel auf dem Spiel – für beide Teams geht es um weit mehr als nur Punkte. Berlin reist mit wachsendem Selbstvertrauen an, Luxemburg will im eigenen Stadion endlich Konstanz zeigen.


BRC-Trainer Ares van Look gibt die Marschrichtung klar vor:

„Wir fahren am Wochenende nach Luxemburg zum direkten Tabellennachbarn, wo es darum gehen wird, unbedingt den ersten Saisonsieg einzufahren und an die gute Leistung vom Spiel gegen Hannover 78 anzuknüpfen. Wir wollen uns aber auf gar keinen Fall darauf ausruhen. Es gibt noch viele Punkte, die wir verbessern müssen, an denen wir gearbeitet haben. Wir sehen weiterhin den Prozess, fahren morgen mit der Mannschaft los für eine bestmögliche Vorbereitung, werden dann in Luxemburg übernachten, sodass wir Samstag bestmöglich ins Spiel starten können.“

Berlin zeigte zuletzt gegen Hannover 78 seine beste Saisonleistung, verlor jedoch unglücklich nach späten Versuchen. Nun soll der spielerische Fortschritt erstmals in Zählbares umgemünzt werden. Der Fokus liegt auf Disziplin und Ballkontrolle – genau jene Faktoren, die im engen Auswärtsspiel über Sieg oder Niederlage entscheiden könnten.


Auch Gastgeber RC Luxembourg blickt optimistisch auf die Begegnung.

„Wir freuen uns darauf, zum ersten Mal gegen den BRC zu spielen. Die Wetterbedingungen werden sicherlich nicht einfach sein, und wir erwarten, dass sie uns insbesondere bei den Stürmern vor große Herausforderungen stellen werden. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir die richtigen Antworten parat haben und an unsere gute Leistung der letzten Woche gegen Germania anknüpfen können. Gerade weil wir diesmal zu Hause antreten, ist es wichtig, diesen Vorteil zu nutzen – vor allem gegen einen direkten Konkurrenten in der Tabelle.“

Luxemburg sieht die Partie als Wendepunkt:

„Auch wenn wir zwei Spiele weniger absolviert haben, wissen wir, dass wir mit nur vier Punkten aus drei Partien derzeit nicht dort stehen, wo wir hingehören. Das kommende Spiel ist die Gelegenheit, wieder nach oben zu blicken. In den nächsten sieben Wochen stehen sechs Partien an, davon vier im eigenen Stadion – umso entscheidender ist es, die Serie bereits am Samstag mit einem starken Auftritt zu beginnen.“

Analyse:

Ein richtungsweisendes Spiel für beide Teams: Berlin sucht den psychologischen Befreiungsschlag nach fünf Niederlagen, Luxemburg den Neustart nach wechselhaften Wochen. Entscheidend wird, welches Team die Fehlerquote geringer hält – und ob der BRC seine starke erste Halbzeit aus dem Hannover-Spiel diesmal über 80 Minuten konservieren kann.


Prognose:

Ein physisches Spiel auf schwerem Boden ist zu erwarten. Luxemburg hat den Heimvorteil, Berlin die aufsteigende Form. Ein enges Duell auf Augenhöhe – leichte Vorteile für den BRC, wenn er seine Disziplin wahrt.

 
 
 

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