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Die dritte Halbzeit: Derbys, Kantersiege und klare Kräfteverhältnisse

  • Rugby-News Team
  • 28. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Der dritte Spieltag der Rugby-Bundesliga hat die Kräfteverhältnisse in Deutschlands höchster Spielklasse geschärft: Während die Spitzenteams aus Frankfurt und Neuenheim mit klaren Siegen ihre Dominanz unterstrichen, bot das hannoversche Stadtderby große Dramatik – und endete mit einem späten Umschwung zugunsten von 78. Auch in Heidelberg fielen klare Entscheidungen: Die RGH spielte sich gegen Berlin den Frust von der Seele, im Derby zwischen Handschuhsheim und Neuenheim setzte sich am Ende die größere Breite des SCN durch.

Photo Credit: Stephan Janus
Photo Credit: Stephan Janus

An der Tabellenspitze marschieren Frankfurt und Neuenheim weiter im Gleichschritt, dahinter sortiert sich das Feld neu. Für Teams wie Handschuhsheim oder München, die zuvor ungeschlagen gestartet waren, gab es erste Rückschläge – während Germania und der BRC umso dringender nach ihrem Rhythmus suchen müssen.



RG Heidelberg – Berliner RC 80:14

Heidelberg lässt Berlin keine Chance


Die RG Heidelberg hat am dritten Spieltag der Rugby-Bundesliga eindrucksvoll zurückgemeldet: Mit 80:14 überrollten die Kurpfälzer den Berliner RC und feierten ihren ersten klaren Erfolg der Saison. Schon nach einer ausgeglichenen Anfangsphase übernahmen die Gastgeber die Kontrolle und nutzten ihre Chancen konsequent. Mit diesem Ergebnis sendet die RGH ein klares Signal in Richtung Konkurrenz.


Trainer Robin Plümpe zeigte sich erleichtert: „Wir haben die ersten 20 Minuten gegen den physischen BRC-Sturm stark dagegengehalten und dann langsam die Überhand gewonnen. Danach haben sich die Räume hinten geöffnet und wir konnten geiles Rugby spielen. Der Gameplan wurde von den Jungs umgesetzt, und wir haben uns endlich mit einem Sieg belohnt.“


Der Berliner RC konnte die Partie nur zu Beginn offenhalten, danach häuften sich Fehler und Undiszipliniertheiten. Trainer Ares van Look sprach von einer „harten Lektion“: „Wir waren die ersten 20 Minuten noch gut dabei, aber dann haben wir der RGH einfach zu viele Möglichkeiten gegeben, die sie gnadenlos ausgenutzt hat. Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel durchzuziehen. Das werden wir analysieren und uns besser vorbereitet wieder auf die Auswärtsfahrt nach Heidelberg einstellen.“


Mit dem klaren Erfolg klettert die RGH auf Rang sechs der Tabelle, während der Berliner RC weiter sieglos bleibt. Für beide Teams gilt: Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Heidelberg den Schwung nutzen kann – und ob Berlin in der Lage ist, seine Fehlerquote zu senken.



SC Germania List – Hannover 78 27:33

Derbyschlager mit Wendepunkt


Im hannoverschen Stadtderby hat Hannover 78 einen hart erkämpften 33:27-Auswärtssieg beim SC Germania List gefeiert. Die Gastgeber legten einen Traumstart hin, führten früh mit 17:0 und schienen das Geschehen zu kontrollieren. Doch ein Ballverlust und die anschließende Interception wurden zum Wendepunkt der Partie. Von da an kippte das Momentum – und 78 fand Schritt für Schritt zurück ins Spiel.


Germania-Trainer Stefan Mau sprach von einer bitteren Niederlage: „Wir haben einen richtig guten Start ins Spiel gehabt und sehr verdient geführt. Dann kam eine glückliche Interception, die direkt zu sieben Punkten für 78 führte. Das hat das Momentum kippen lassen. Wir haben uns davon nicht richtig erholen können. Gefühlt haben wir das Spiel weggeschmissen: Wir waren eigentlich das bessere Team, haben aber deutlich mehr Fehler gemacht. 78 hat das routiniert runtergespielt und unsere Fehler konsequent bestraft.“


Auch Hannovers Coach Jarrod Saul sah ein zerfahrenes Spiel seiner Mannschaft – und lobte zugleich die Moral: „Wir haben es uns selbst schwer gemacht. Unser Gameplan wurde anfangs nicht umgesetzt, wir waren vielleicht zu aufgeregt. Aber die Jungs haben sich von 17 Punkten Rückstand zurückgekämpft, was uns normalerweise schwerfällt. Darauf bin ich stolz.“ Zwei Gelbe Karten hätten die Aufgabe zusätzlich erschwert.


Am Ende stand dennoch ein Auswärtssieg für 78, der die ambitionierten Gäste in der Tabelle nach oben bringt. Germania hingegen muss sich mit einem Bonuspunkt zufriedengeben – und mit dem Gefühl, im eigenen Derby eine große Chance liegengelassen zu haben.



München RFC – SC Frankfurt 1880 0:99

Frankfurt demonstriert Titelreife


Mit einem Kantersieg hat der SC Frankfurt 1880 seine Vormachtstellung in der Rugby-Bundesliga untermauert. Beim 99:0 in München ließ der Meister dem Aufsteiger keine Chance und verpasste die dreistellige Marke nur knapp. Schon zur Halbzeit war die Partie beim Stand von 52:0 entschieden, die Hessen dominierten in allen Belangen – im Gedränge ebenso wie in der Hintermannschaft.


Trainer Byron Schmidt zeigte sich zufrieden: „Ich fand, wir waren wirklich sehr präzise. Uns war klar, dass wir uns steigern mussten – gerade im Vergleich zum Spiel gegen Luxemburg – und wir hatten uns ein paar Schlüsselbereiche vorgenommen. Die Jungs haben das wirklich gut umgesetzt. Wenn man bedenkt, dass wir ein paar Spieler in Frankfurt gelassen haben, dann war das ein großer Schritt nach vorne. 99:0 gegen ein Team, das wir eigentlich zu den Top Vier zählen, ist ein gutes Ergebnis.“


Auf Münchner Seite überwog die Ernüchterung. Coach Alan Moughty sprach offen von einer Enttäuschung: „Wir haben den Respekt verdient, dass Frankfurt mit voller Stärke angetreten ist. Aber wir sind sehr enttäuscht, der Herausforderung nicht standgehalten zu haben. Das ist nicht das, was die Liga verdient. Es gibt keine Ausreden – wir müssen einfach besser werden.“


Während Frankfurt mit makelloser Bilanz und beeindruckender Punktedifferenz die Tabellenspitze behauptet, steht München trotz zehn Zählern und zwei Auftaktsiegen erstmals richtig unter Druck. Für die Bayern gilt es nun, die erste Niederlage nach einem sonst starken Start schnell abzuschütteln – und den Anschluss an die Spitzengruppe nicht zu verlieren.



TSV Handschuhsheim – SC Neuenheim 17:35

Neuenheim setzt sich im Derby durch


Der SC Neuenheim bleibt dem Meister aus Frankfurt dicht auf den Fersen. Im traditionsreichen Heidelberger Derby gewann der SCN beim TSV Handschuhsheim mit 35:17 und festigt seine Rolle als engster Verfolger von Frankfurt. Die Partie war lange offen, ehe Neuenheim in einer starken Phase nach der Pause entscheidend davonziehen konnte.


Dabei begann das Spiel aus Sicht der Gastgeber verheißungsvoll: Handschuhsheim legte früh zum 7:0 vor und hielt die Begegnung bis zur Halbzeit auf Augenhöhe. Doch nach dem Seitenwechsel schlichen sich Ungenauigkeiten ein, die Neuenheim konsequent bestrafte. Mit Durchschlagskraft in den Standards und Geduld im offenen Spiel erarbeitete sich der SCN Stück für Stück eine komfortable Führung.


TSV-Pressesprecher Moritz Bayer ordnete das Ergebnis ein: „Die Niederlage spiegelt das aktuelle Kräfteverhältnis im deutschen Rugby wider: Frankfurt, SCN, Rest. Wir sehen uns mit dem Ergebnis auf halbwegs gutem Weg, beim ‚Rest‘ oben dabei zu sein. Der Start war stark, wir haben geführt und bis zur Halbzeit mindestens auf Augenhöhe gespielt. Nach der Pause hatten wir eine schwache Phase, in der der SCN wegziehen konnte, aber auch danach hatten wir wieder guten Zugriff.“


Besonders die jungen Spieler hob Bayer hervor: „Zwei von ihnen haben letzte Saison noch bei den Junioren gespielt. Dafür haben sie Respekt verdient.“ Trotz der Niederlage zeigte sich der TSV optimistisch: „Insgesamt kann man auch auf der Niederlage aufbauen. Glückwunsch an Neuenheim, die geduldig ihr Ding gespielt haben. Eine Topmannschaft und wohl die einzigen, die Frankfurt ärgern könnten.“


Mit dem Derbyerfolg bleibt Neuenheim punktgleich mit Frankfurt Tabellenführer. Handschuhsheim hingegen verteidigt trotz der Niederlage einen Platz in der oberen Tabellenhälfte – und weiß, dass der Weg zur Ligaspitze weiter steinig bleibt.

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