Die dritte Halbzeit - Favoriten marschieren – Luxemburg schreibt Geschichte
- Rugby-News Team
- 12. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Frankfurt und Neuenheim marschieren weiter – Hannover überzeugt, Luxemburg jubelt erstmals
Ausnahmsweise etwas später als gewohnt – und dafür umso gründlicher: Aufgrund persönlicher Verpflichtungen erscheint Die dritte Halbzeit diesmal nicht wie üblich am Sonntagnachmittag, sondern erst in der Nacht zum Montag. Wir bitten die Leserinnen und Leser um Verständnis – und liefern dafür den kompletten Überblick über einen Spieltag, der reichlich Stoff bot: dominante Favoriten, kämpfende Herausforderer und ein historischer Premierensieg in Luxemburg.

An der Spitze setzen sich Frankfurt 1880 und der SC Neuenheim weiter ab. Beide bleiben ungeschlagen und gewannen auch am vierten Spieltag mit deutlicher Überlegenheit, wobei Frankfurt gegen den HRK zunächst Anlaufschwierigkeiten hatte, ehe die gewohnte Präzision einsetzte. Neuenheim zeigte gegen den Berliner RC erneut seine Reife und bleibt dem Meister dicht auf den Fersen. Dahinter festigte Hannover 78 mit einem souveränen Heimsieg über Handschuhsheim den dritten Rang, während die RG Heidelberg mit ihrem zweiten Kantersieg in Folge Kurs auf die obere Tabellenhälfte nimmt.
Für besondere Emotionen sorgte derweil das Duell in Luxemburg: Der RC Luxembourg feierte gegen Germania List seinen ersten Saisonsieg – und zugleich den ersten Erfolg überhaupt in der Bundesliga-Geschichte des Vereins. Am Tabellenende dagegen warten der Berliner RC, der HRK und Germania weiter auf Konstanz und Punkte.
Ein Spieltag also, der die Kräfteverhältnisse weiter festigte, zugleich aber zeigte, dass die Liga in der Breite an Qualität gewonnen hat – und jedes Wochenende neue Geschichten schreibt.
Hannover 78 – TSV Handschuhsheim
78 mit reifer Vorstellung – Handschuhsheim verliert Anschluss nach oben
Hannover 78 hat am vierten Spieltag der Rugby-Bundesliga ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Mit 39:7 besiegten die Niedersachsen den TSV Handschuhsheim und festigten damit den dritten Tabellenplatz hinter Frankfurt und Neuenheim. Über weite Strecken kontrollierte 78 das Geschehen, spielte strukturiert, druckvoll und ließ in der Defensive kaum etwas zu.
Trainer Jarrod Saul zeigte sich entsprechend zufrieden: „Wir sind super zufrieden mit der Leistung. Die Jungs haben unser System richtig stark umgesetzt! Der Angriff war großartig – wir haben teilweise fast zwölf Phasen am Stück gespielt. In der Verteidigung haben wir unsere Doppeltackles und Chop-Tackles sauber durchgezogen.“ Sein Fazit fiel entsprechend deutlich aus: „Die Jungs haben sich den Sieg wirklich verdient – und sie werden es genießen, heute Abend als Tabellendritter ins Bett zu gehen.“
Für den TSV Handschuhsheim war es dagegen ein ernüchternder Nachmittag. Zwar gelang den Gästen in der Anfangsphase die Führung, doch personelle Rückschläge und Ballverluste in den entscheidenden Momenten machten den Heidelbergern das Leben schwer. Pressesprecher Moritz Bayer erklärte: „Wir hatten beim Aufwärmen schon eine Muskelverletzung in der ersten Reihe, dazu kam der frühe Wechsel auf der Neun. Das können wir aktuell nicht adäquat auffangen. Wir sind in Führung gegangen und hatten immer wieder gute Ballvorträge, aber haben an den Rucks zu oft leichtfertig Bälle verloren.“ Das Urteil fiel realistisch aus: „Hannover hat sehr gut verteidigt, durchgängig unter Druck gesetzt und verdient gewonnen. Für uns ist das bitter, aber aktuell ist wenig Spielraum. Jetzt heißt es Augen zu und durch – gegen Frankfurt wird’s nicht leichter.“
Analyse:
Hannover präsentierte sich in Bestform – geduldig, kontrolliert und mit beeindruckender defensiver Disziplin. Handschuhsheim kämpfte aufopferungsvoll, blieb aber im Kontaktspiel zu fehleranfällig und konnte die Ausfälle nicht kompensieren. Der Sieg war in seiner Deutlichkeit verdient und unterstreicht Hannovers Rolle als derzeit drittstärkste Kraft im deutschen Rugby.
SC Frankfurt 1880 – Heidelberger RK 1872
Frankfurt mit Anlaufschwierigkeiten – HRK hält lange mit
Der Meister tat sich zunächst schwer, fand dann aber eindrucksvoll in die Spur: Der SC Frankfurt 1880 setzte sich am vierten Spieltag der Rugby-Bundesliga mit 52:7 gegen den Heidelberger RK durch, musste dafür jedoch mehr arbeiten, als es das Ergebnis vermuten lässt. Zur Pause stand es 7:7 – ein seltener Zwischenstand bei einem Heimspiel des amtierenden Champions. Erst nach dem Seitenwechsel drehte Frankfurt auf und erzielte binnen 40 Minuten sieben Versuche.
Trainer Byron Schmidt zeigte sich selbstkritisch: „Eine sehr schwache erste Halbzeit von uns. Wir hatten kurzfristig ein paar Änderungen, weil einige Jungs von einer Grippe erwischt wurden – Elias Haase und Edder Steller mussten kurzfristig absagen. Ich denke, das hat uns etwas aus dem Rhythmus gebracht.“ Erst in der zweiten Hälfte habe sein Team die Kontrolle übernommen: „Der HRK hat in der ersten Halbzeit wirklich gut gespielt und uns zu einigen Fehlern gezwungen. Aber wir sind sehr glücklich darüber, wie wir in der zweiten Hälfte reagiert haben.“ Das Fazit fiel klar aus: „Zur Pause stand es 7:7, und dann haben wir 45 Punkte in der zweiten Halbzeit erzielt – das war stark.“
Auch beim HRK herrschte gemischte Stimmung. Trainer Steffen Liebig sah Fortschritte trotz der deutlichen Niederlage: „In der ersten Halbzeit haben wir unsere Chancen nicht genutzt – da haben wir locker 7 bis 14 Punkte liegen lassen. In der zweiten Halbzeit war Frankfurt dann klar stärker.“ Positiv sei dennoch einiges gewesen: „Die meisten Versuche haben wir nach Paket kassiert, nicht im offenen Spiel – das ist gut. Unsere Gassen und das Game Management waren klar verbessert, aber im Angriff sind wir insgesamt noch zu passiv.“
Analyse:
Frankfurt leistete sich eine ungewöhnlich schläfrige Anfangsphase, fand dann aber eindrucksvoll zur gewohnten Dominanz zurück. Das breite Repertoire der Hessen – wuchtige Sturmphasen, präzises Offensivspiel und starke Fitness – entschied letztlich das Spiel. Der HRK zeigte sein bislang bestes Saisonspiel, verteidigte diszipliniert und lieferte eine ansprechende erste Halbzeit, bleibt aber offensiv zu harmlos.
RG Heidelberg – München RFC
Heidelberg überzeugt vor der Pause – München wehrt sich spät
Die RG Heidelberg hat ihre aufsteigende Form bestätigt und den München RFC mit 46:19 besiegt. Nach dem 80:14-Erfolg gegen Berlin legten die Kurpfälzer erneut eine spielerisch starke Vorstellung hin, insbesondere in der ersten Halbzeit, in der sie das Tempo bestimmten und ihre Chancen konsequent nutzten. Mit dem Bonuspunkt-Sieg schiebt sich die RGH in der Tabelle weiter nach oben.
Trainer Robin Plümpe zeigte sich zufrieden: „Das war ein gutes Spiel von uns und wieder ein Schritt nach vorne. In der ersten Halbzeit haben wir unsere Chancen sehr gut genutzt und ein paar echt schöne Versuche gelegt.“ Nach der Pause verlor die Partie etwas an Struktur: „In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel etwas zerfahrener durch viele Wechsel. München hat sich nicht ergeben und uns das Leben in der zweiten Halbzeit echt schwer gemacht. Wir haben immer wieder gute Chancen kreiert, diese aber leichtfertig verspielt. Dennoch, mit fünf Punkten sind wir sehr zufrieden.“
Auch Münchens Trainer Alan Moughty analysierte die Partie mit klaren Worten: „In der ersten Halbzeit haben wir im Angriff sechs Fehler gemacht – und sie haben daraus fünf Mal gepunktet. So kannst du einfach kein Spiel gewinnen. In der zweiten Halbzeit war es besser, aber der Rückstand war einfach ein zu großer Berg, um ihn noch aufzuholen.“
Analyse:
Die RG Heidelberg zeigte erneut, wie gefährlich sie mit Ballbesitz agieren kann: dynamisch, kreativ und variabel in der Linie. München dagegen kämpfte engagiert, blieb aber in der ersten Halbzeit zu fehleranfällig und konnte den frühen Rückstand trotz verbesserter zweiter Hälfte nicht mehr kompensieren.
SC Neuenheim – Berliner RC
Neuenheim bleibt souverän – Berlin zeigt Moral
Der SC Neuenheim hat seine makellose Serie fortgesetzt und bleibt nach einem ungefährdeten 45:7-Heimsieg gegen den Berliner RC gemeinsam mit Frankfurt an der Tabellenspitze. Schon zur Halbzeit war die Partie entschieden: Mit druckvollem, schnell angelegtem Spiel über mehrere Phasen hinweg dominierte der SCN die Begegnung, nutzte seine Chancen konsequent und führte früh deutlich.
Die Berliner fanden dagegen erst nach der Pause ihren Rhythmus. Trainer Ares van Look beschrieb das Spielgeschehen treffend: „Wir sind leider wieder ein bisschen spät ins Spiel gekommen. SCN hat es einfach gut gemacht – sie haben schnelles Rugby von Seite zu Seite gespielt und ausgespielt, was wir ihnen gegeben haben. Dadurch konnten sie in der ersten Halbzeit punkten.“ Trotz der klaren Niederlage zog van Look positive Schlüsse: „Ich bin extrem stolz auf die Moral meiner Jungs. In der zweiten Halbzeit haben wir gepunktet und keinen Punkt mehr zugelassen. Das ist für uns eine gute Entwicklung, gerade nach dem Verlauf des RGH-Spiels. Eine sehr gute zweite Halbzeit, mit der man happy sein kann und an die wir jetzt anknüpfen wollen.“
Analyse:
Neuenheim zeigte einmal mehr seine Reife: strukturiert im Angriff, stabil in der Verteidigung und mit beeindruckender Physis in den Standards. Der Berliner RC bleibt im Tabellenkeller, konnte aber in der zweiten Hälfte Moral und defensive Stabilität beweisen – ein kleiner Schritt nach vorn nach den klaren Niederlagen der Vorwochen.
RC Luxembourg – SC Germania List
Luxemburg feiert ersten Bundesliga-Sieg – Germania lässt Chance liegen
Der RC Luxembourg hat Historisches geschafft: Mit einem 34:29-Heimsieg gegen den SC Germania List feierte der Klub nicht nur seinen ersten Erfolg der laufenden Saison, sondern auch den ersten Sieg überhaupt gegen die Hannoveraner in der Bundesliga. In einer offenen, phasenweise wilden Partie entschieden Kampfgeist und Nervenstärke zugunsten der Gastgeber, die sich in den Schlussminuten über die Ziellinie retteten.
Trainer und Sportdirektor Antoine Alric zeigte sich erleichtert, aber zugleich selbstkritisch: „Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn unser Spiel noch etwas zu chaotisch war. Wichtig war, die Saison mit einem Sieg zu starten.“ Den vierten Versuch – und damit den Bonuspunkt – verpasste Luxemburg nur knapp. „Natürlich hätten wir gerne noch den vierten Versuch erzielt, das sind genau die Punkte, die in einer engen Meisterschaft den Unterschied machen können“, so Alric. „Jetzt müssen wir weiterarbeiten und eine positive Dynamik aufbauen. In zwei Wochen freuen wir uns darauf, Berlin zu empfangen. Ein großes Dankeschön an Germania für das faire und intensive Spiel.“
Analyse:
Luxemburg präsentierte sich offensiv mutiger als in den Wochen zuvor, fand nach schwächerem Start besser in die Strukturen und nutzte die Phasen der Unordnung beider Teams zu seinen Gunsten. Germania hielt körperlich dagegen, ließ aber in der Defensive zu viele Lücken und vergab in den letzten Minuten die Chance auf den Sieg.





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