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Die eingleisige Bundesliga: Aufbruch in eine neue Rugby-Ära

  • Rugby-News Team
  • 6. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Teil 2 unserer Vorschau zur Rugby Bundesliga Saison 2025/2026


Es ist ein Neubeginn für den deutschen Rugbysport: Erstmals seit vielen Jahren spielen die besten zehn Vereine des Landes wieder in einer eingleisigen Bundesliga gegeneinander. Was nach nüchterner Strukturreform klingt, verspricht sportlich eine Saison voller Intensität, Tradition – und neuer Rivalitäten.


Für die Spitzenklubs bedeutet die neue Liga größere Herausforderungen, aber auch größere Reize: Jedes Wochenende ein echtes Topspiel, jedes Auswärtsspiel ein Prüfstein. Frankfurt 1880, seit 2018 ungeschlagen, geht als überragender Favorit in die Saison. Doch die Verfolger wittern ihre Chancen, während Aufsteiger und Traditionsvereine zeigen wollen, dass sie in dieser Liga bestehen können.


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Mehr Reisen, mehr Belastung, mehr direkte Duelle – die eingleisige Bundesliga zwingt alle Vereine, über ihre Grenzen hinauszugehen. Für die Spieler heißt das: mehr Intensität, mehr Öffentlichkeit. Für die Zuschauer: ein Wettbewerb, in dem sich die Kräfteverhältnisse neu ordnen könnten.


Was bleibt, ist die Gewissheit: Diese Saison wird zur Standortbestimmung für den deutschen Rugbysport. Hier ist unser zweiter Teil der Bundesligavorschau.

SC Frankfurt 1880

In Frankfurt ist Konstanz Trumpf. „Unser Kader ist im Wesentlichen derselbe wie im vergangenen Jahr“, sagt Trainer Byron Schmidt – und betont zugleich das Glück, so viel Kontinuität halten zu können. Ganz ohne Verluste ging es jedoch nicht: John Martin Stewart und Fraser Hastie, zwei einflussreiche Spieler, sind nicht mehr dabei. Doch die Hessen haben namhaft nachgelegt: Oli Payne wechselte vom SC Neuenheim, Elias Haase kehrte aus Argentinien zurück, und mit Sammy Mavinga stieß ein Profi aus Frankreich hinzu. „Wir hoffen, dass diese drei Spieler großen Einfluss haben werden“, so Schmidt.


An der Zielsetzung gibt es keinen Zweifel. „Die Meisterschaft gewinnen“, lautet das klare Credo. Frankfurt ist seit 2018 ungeschlagen, eine Serie, die in der Bundesliga ihresgleichen sucht. „Wir wollen diesen Lauf fortsetzen“, sagt der Coach.


Die Konkurrenz sieht Schmidt dennoch aufmerksam beobachtet. Germania List habe sich zu einem ernstzunehmenden Gegner entwickelt, und auch den SC Neuenheim dürfe man keinesfalls unterschätzen.


Mit der neuen eingleisigen Liga kommen zusätzliche Reisen, die man in Frankfurt jedoch professionell organisiert. „Wir sind glücklich, mit Julia eine hauptamtliche Managerin zu haben. Sie übernimmt einen Großteil der Organisation und hat die Auswärtstrips bereits bestens im Griff.“ Die Vorfreude auf neue Spiele und Gegner ist spürbar.


Spielerisch gibt Frankfurt die Richtung mit einem Schlagwort vor: „Frankfurt Flair.“ Gemeint ist ein Rugby, das offensiv, kreativ und attraktiv daherkommt. „Wir haben es im letzten Jahr begonnen und wollen es fest verankern“, erklärt Schmidt. Ein Stil, der nicht nur dem eigenen Anspruch entspricht – sondern auch den Maßstab für die gesamte Liga setzt.



Heidelberger RK

Beim Heidelberger RK setzt man auf Kontinuität – und auf die Jugend. „Keine großen Veränderungen im Kader“, sagt Trainer Steffen Liebig, auch wenn mit Alex Christia ein vielseitiger Spieler aus Stuttgart kam, der die Positionen 10 bis 12 abdeckt. In Kürze soll zudem ein Neuzugang aus Neuseeland für die Hintermannschaft dazustoßen. „Ansonsten vertrauen wir auf die eigene Jugend“, so Liebig. Mehrere Nachwuchsspieler rücken hoch, verletzte Akteure kehren zurück. „Dieser Linie bleiben wir treu – im Gegensatz zu Vereinen, die verstärkt externe Spieler einbauen.“


Verluste gibt es dennoch: Paul Vasliadis und Alexander Bade wechselten zurück zum ATV, damit wird der ohnehin junge Kader noch jünger. „Das hat man letzte Saison in einigen Situationen gespürt, wo uns die Erfahrung gefehlt hat – sonst hätten wir durchaus in die Top 4 kommen können“, sagt Liebig selbstkritisch.

Die Zielsetzung ist nüchtern: Klassenerhalt. „Es wird ein Test für die Kadertiefe, und generell eine große Herausforderung für alle Teams – gerade in der ersten Reihe.“ Liebig geht sogar so weit zu befürchten, „dass manche Mannschaften die Saison nicht durchstehen werden“ – schlicht, weil es in Deutschland zu wenige spielfähige Front-Five-Spieler gibt. Zwar seien die Heidelberger Klubs in der Breite noch am besten aufgestellt, doch die Gefahr bleibe real.


Sportlich begrüßt der HRK die neue eingleisige Bundesliga. „Die besten Teams spielen in einer Liga, und wir haben uns verdient dafür qualifiziert.“ Aber die Perspektive bleibt bodenständig: Stabilität finden, in der Liga bleiben. „Als Favoriten sehe ich Frankfurt – wenn sie nicht nachlassen, werden sie wieder Meister. Ich glaube nicht, dass ein anderes Team aktuell wirklich nahekommt.“


Auf dem Feld will der HRK seine Stärke im Gedränge und im Sturm ausspielen. „Wir wissen, dass wir eine gute Set-Piece-Plattform haben. Im offenen Spiel müssen wir zulegen, die Backs besser ins Finish bringen.“ Grundsätzlich sei der Spielstil aber zweitrangig – entscheidend bleibe, sich zu stabilisieren und Erfolge einzufahren.


Die Vorbereitung verlief unter schwierigen Bedingungen. In der Urlaubszeit im August waren Tests nur eingeschränkt möglich, immerhin kam es zu einem Trainingsspiel gegen die RGH. Ein weiteres Problem liegt in der Doppelbelastung vieler junger Spieler, die im Siebener-Programm eingebunden sind. „Wir müssen ohne sie planen – wenn sie da sind, umso besser“, sagt Liebig. Doch gerade in der Hintermannschaft fehle es dadurch an Konstanz.


RG Heidelberg

Beim Ruder Club Heidelberg war der Sommer von Bewegung geprägt. Mit Mick Burisch, Esira Tulagi, Matevz Zgazivoda, Billy Scoles und Diarmuid Williams haben gleich mehrere Neuzugänge den Weg an den Neckar gefunden – weitere könnten folgen. Verabschieden musste man sich allerdings von Antony Dickinson, der nach England zurückgekehrt ist.


Das Ziel formuliert Trainer Robin Plümpe ohne Umschweife: „Unser erstes Ziel ist es, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben.“ Gleichwohl soll die Mannschaft den Blick nach vorne richten, insbesondere im Vergleich zu den anderen Heidelberger Klubs. „Zu den anderen Heidelberger Mannschaften wollen wir die Lücke schließen.“


Die Favoritenfrage beantwortet Plümpe eindeutig: „Frankfurt wird wahrscheinlich so leicht Meister wie schon lange nicht mehr.“ Für sein eigenes Team sieht er vor allem die Nordklubs, dazu München und Luxemburg als direkte Konkurrenten.


Entscheidend wird die Breite des Kaders. „Wir werden deutlich mehr Spieler brauchen. Junge Spieler und Akteure aus der zweiten Mannschaft müssen wir auf Bundesliganiveau heranführen“, erklärt der Coach.


Auf dem Platz setzt die RGH auf eine Mischung aus Tradition und neuer Struktur. „Wir wollen wieder RGH-Rugby spielen: schnell, mit Spaß und einem gesunden Risiko.“ Mit den Trainern Johan und Gareth sieht Plümpe das Team zudem besser aufgestellt im Set Piece, was den sogenannten „X-Faktor-Spielern“ mehr Freiraum verschaffen soll. Ein Ansatz, der an alte Stärken anknüpft – und doch neue Elemente einführt.


München RFC

In München ist der Kader breiter geworden. „Über den Sommer hat sich nicht viel verändert“, sagt Trainer Alan Doughty, doch die Zahlen sprechen für sich: 13 neue Spieler haben sich dem Verein angeschlossen, fünf davon stehen bereits im Bundesliga-Kader. Zudem rücken drei Nachwuchskräfte aus der U18 ins Herrenteam auf. Abgänge gibt es mit Santi Schiavini und Keelan Schon nur zwei.


Das Ziel ist entsprechend selbstbewusst: ein Platz unter den besten vier. „Mit der neuen Ligastruktur und unseren Ambitionen ist im Grunde jedes Team ein wichtiger Konkurrent“, betont Doughty.


Die längeren Reisen nimmt man in München sportlich. „Aufgrund unserer Lage sehen wir die Reisen nicht als Herausforderung – im Gegenteil, wir genießen die Auswärtsspiele.“


Auf dem Feld wollen die Bayern mit einem modernen Ansatz überzeugen. „Wir wollen einen offenen und modernen Stil auf den Platz bringen“, so Doughty. Ein klarer Anspruch – passend zu einem Klub, der in der neuen Bundesliga nicht nur mitspielen, sondern vorne angreifen will.

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