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Dritte Halbzeit - Väterchen Frost regiert, Luxemburg rebelliert

  • Rugby-News Team
  • 23. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

Während der Winter in Deutschland die Plätze fest im Griff hatte und für Absagen in Frankfurt und Hannover sorgte, wurde es dort, wo gespielt wurde, heiß. Der 8. Spieltag der Rugby-Bundesliga wird nicht wegen spielerischer Glanzlichter in die Geschichte eingehen, sondern als der Moment, in dem die makellose Weste des SC Neuenheim erste Flecken bekam. Ein Wochenende der Überraschungen und der verschobenen Machtverhältnisse im Mittelfeld.



Photo Credit: RC Luxembourg
Photo Credit: RC Luxembourg

RC Luxembourg – SC Neuenheim 20:20

Vom Pragmatismus des Fußes und der Macht des Versuchs


Es ist das erste Mal in dieser Saison, dass der SC Neuenheim den Platz nicht als Sieger verlässt. Beim 20:20-Unentschieden im Stade Boy Konen prallten zwei Philosophien aufeinander: Luxemburger Disziplin gegen Neuenheimer Durchschlagskraft. Während die Gäste aus Heidelberg den Weg über die Linie suchten und fanden, bestrafte der RCL jeden Fehler der Königsblauen gnadenlos vom Hütchen.


Der Held des Nachmittags auf Seiten der Gastgeber war Casmier Yandall. Mit der Präzision eines Uhrwerks verwandelte er fünf Straftritte und hielt sein Team damit konstant im Spiel. Ergänzt durch einen Versuch von Christian Olsen, legte Luxemburg ein 20-Punkte-Brett vor, an dem sich der Tabellenzweite die Zähne ausbiss.


Neuenheim hingegen zeigte paradoxerweise das potenter Angriffsrugby. Vier Versuche legte der SCN – zwei davon durch den gefährlichen Conor Arnold –, was ihnen den offensiven Bonuspunkt sichert. Doch die mangelnde Ausbeute bei den Erhöhungen und die imperfekte Disziplin in der eigenen Hälfte verhinderten den achten Sieg im achten Spiel. Neuenheim rettete mit zwei späten Versuchen zwar das Remis und bleibt ungeschlagen, verliert aber seine makellose "Perfect Season"-Bilanz.


Für Luxemburgs Trainer Antoine Alric ist das Ergebnis Bestätigung und Ansporn zugleich: „Wir haben gut reagiert nach zwei schwierigen Auswärtsspielen. Viel besser hätte die Mannschaft es heute nicht machen können“, so der Coach, der stolz darauf verweist, dass man das Team gefordert habe, das „in den letzten vier Jahren die zweitbeste Bilanz hatte“.


Fazit: 


Der SCN nimmt durch die vier Versuche wichtige Punkte für die Tabelle mit, muss sich aber fragen, warum man ein Spiel mit 4:1 Versuchen nicht gewinnt. Luxemburg hingegen tankt massiv Selbstvertrauen für den Jahresendspurt. Alric blickt voraus: „Jetzt stehen noch zwei Heimspiele vor der Winterpause an. Es liegt an uns, das Jahr 2025 mit einem guten Gefühl abzuschließen.“



SC Germania List – TSV Handschuhsheim 38:26

Wenn eine Halbzeit nicht reicht: Germanias wilde Aufholjagd


Es war ein Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern an der Schneckenburger Straße. Was als Machtdemonstration der Gäste begann, endete in einem rauschhaften Comeback der Hausherren. Der SC Germania List dreht einen deutlichen 10:26-Pausenrückstand und schickt den TSV Handschuhsheim nach einer spektakulären zweiten Hälfte mit 38:26 geschlagen auf die Heimreise.


Zunächst kamen beide Teams auf dem gefrorenen, schwierigen Geläuf nur schwer in Tritt – vor allem defensiv. „Beide Teams hatten zu Beginn sichtliche Probleme, gut zu verteidigen“, analysierte Germania-Coach Stefan Mau den offenen Schlagabtausch der Anfangsphase. Davon profitierte zunächst fast ausschließlich der TSV: Die Löwen spielten effizient, legten vier Versuche (u.a. durch Renc und Pomare) und sahen zur Halbzeit mit einer komfortablen 26:10-Führung wie der sichere Sieger aus.


Doch in der Kabine muss bei den Hannoveranern ein Schalter umgelegt worden sein. „Unsere Jungs haben Beton angerührt“, beschreibt Mau den Umschwung bildhaft. Die Defensive ließ keinen einzigen Punkt mehr zu, während die Offensive ins Rollen kam. Angetrieben von Lando Rossol und Maurice Riege, die beide jeweils doppelt punkteten, überrollte Germania die Gäste.


Fazit: 


28 unbeantwortete Punkte in den zweiten 40 Minuten sind ein brutales Statement. „Eine starke Verteidigungsleistung und schnelle Angriffe haben uns den Sieg gebracht“, so das zufriedene Resümee von Stefan Mau. Für Handschuhsheim bleibt die bittere Erkenntnis, dass 40 starke Minuten in der Bundesliga nicht reichen – auch nicht bei eisigen Temperaturen. Germania klettert mit diesem Kraftakt auf Platz 5.



Der Blick auf die Tabelle


Das Bild ist schief, aber aussagekräftig. SC Neuenheim (38 Punkte) führt die Tabelle zwar noch an, hat aber ein Spiel mehr als der SC Frankfurt 1880 (35 Punkte). Bereinigt man die Tabelle, ist Frankfurt nun der alleinige Gewinner des Wochenendes, ohne einen Finger gekrümmt zu haben.


Im Keller hat sich der RC Luxembourg mit dem Punktgewinn auf 11 Zähler verbessert und zieht mit dem Heidelberger RK gleich (der jedoch deutlich weniger Spiele absolviert hat). Der Berliner RC (5 Punkte) verliert durch das Luxemburger Ausrufezeichen weiter an Boden und muss aufpassen, den Anschluss nicht komplett zu verlieren.


Der Winter hat die Liga ausgebremst, aber er hat sie auch spannender gemacht.

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