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Six Nations 2025 – Frankreich triumphiert - Wales implodiert

  • Rugby-News Team
  • 16. März
  • 4 Min. Lesezeit
Die Six Nations 2025 waren ein Kampf der europäischen Rugby-Giganten – doch nicht alle überlebten ihn unbeschadet. Frankreich siegt, England hadert, Wales versinkt im Chaos. Die ganze Achterbahnfahrt im Rückblick!

Photo Credit: Victor Velter
Photo Credit: Victor Velter

Schon bei ihrem ersten Auftritt wurde klar: Frankreich war nach der verpatzten Heim-WM auf einer Mission der Wiedergutmachung. Die Équipe Tricolore ließ sich in Paris nicht lange bitten und demontierte Wales mit 43:0 – ein Statement, das lauter nicht hätte sein können. "Das war eine Machtdemonstration, als wollten sie sich die Schmach von 2023 in einem einzigen Spiel von der Seele spielen", kommentierte L'Équipe süffisant. Während in Frankreich die Begeisterung über diesen Kantersieg groß war, sah man es in Wales weniger euphorisch. "Frankreich spielte stark, aber unsere Mannschaft war ein Schatten ihrer selbst", urteilte die BBC. Trainer Warren Gatland musste sich bereits nach dem Auftakt unangenehme Fragen gefallen lassen, und es sollte nicht das letzte Mal in diesem Turnier sein.


Der Ton war gesetzt und die Konkurrenz durfte am Samstag in Dublin nachziehen. England begann mutig, Cadan Murley legte früh einen Versuch, und Marcus Smith erhöhte – 7:0. „Maybe, just maybe, England has found its bite again“, hoffte ein englischer Kommentator. Doch dann kam Irland.


Nach der Halbzeit drehten die Gastgeber auf. Bundee Aki tankte sich durch, Tadhg Beirne legte nach, und Dan Sheehan besiegelte mit seinem zweiten Versuch den 27:22-Sieg. Besonders bemerkenswert: Sam Prendergast gab sein Six Nations-Debüt und zeigte gleich, warum er als zukünftiger Spielmacher Irlands gilt. England hingegen verlor nicht nur das Spiel, sondern auch die Disziplin. „Wir hatten unsere Chancen, aber Irland war kaltschnäuziger“, räumte Coach Borthwick ein.


Schottland besiegte erwartungsgemäß Italien. So weit, so gewohnt: Irland wurde seiner Titelverteidiger-Rolle gerecht, Frankreich zeigte sein enormes Potenzial – und die größte Überraschung? Zu Italien gesellte sich ein neuer Prügelknabe : das einst so stolze Wales.


Beide Teams trafen sich ein Wochenende später in Rom zum Kräftemessen – mit dem besseren Ausgang für die Gastgeber. Italien feierte am 8. Februar 2025 einen hart erkämpften 22:15-Sieg gegen Wales im Stadio Olimpico und sicherte sich damit zum ersten Mal in der Geschichte der Six Nations zwei Siege in Folge gegen die Waliser. Der Erfolg war kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer Mannschaft, die unter Trainer Gonzalo Quesada eine klare Identität entwickelt hat: taktisch diszipliniert, defensiv stabil und eiskalt bei Standardsituationen.


Während sich Italien über den historischen Sieg freute, stand Wales endgültig am Abgrund. "Das ist ein Tiefpunkt, wie wir ihn in unserer Rugby-Geschichte noch nicht erlebt haben", resümierte die BBC gnadenlos. Warren Gatland, einst als Retter zurückgeholt, fand keine Antworten mehr. Die Mannschaft wirkte ideenlos, das Vertrauen in den Trainer schwand. Nach der Niederlage in Rom brodelte es hinter den Kulissen – und nach der erwartbaren Demontage gegen Irland (18:27) zog der walisische Verband die Reißleine: Gatland trat zur Mitte des Turniers zurück. Interimstrainer Matt Sherratt übernahm, konnte den Absturz aber nicht verhindern. Das 14:68-Debakel gegen England in Cardiff war die höchste Heimniederlage in der Geschichte des walisischen Rugby. "Wir müssen nach vorne schauen, aber das wird ein langer Weg", gestand Sherratt nach der Partie.


Während in Wales der komplette Neuaufbau bevorsteht, krönte sich Frankreich nach einem intensiven Turnier zum verdienten Champion. Doch der Weg dorthin war alles andere als geradlinig. England überraschte mit einer kämpferischen Leistung und bezwang die Franzosen mit 26:25, was Frankreichs Hoffnungen auf den Turniersieg schmälerte. Damit rückte Irland in die Favoritenrolle – ein Status, den sie im alles entscheidenden Duell gegen Frankreich bestätigen wollten.


Das Spitzenspiel in Dublin wurde zum vorgezogenen Finale der Six Nations 2025. Ein Schockmoment ereignete sich früh, als Kapitän Antoine Dupont nach einem harten Zusammenprall mit Tadhg Beirne verletzt am Boden blieb. Als Dupont schließlich unter Applaus vom Platz getragen wurde, war klar: Die Franzosen würden ohne ihren Kapitän weiterspielen müssen. Später wurde bestätigt, dass er sich einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen hatte – eine Verletzung, die ihn für den Rest der Saison außer Gefecht setzt. 


Doch genau dieser Rückschlag schien Frankreich noch stärker zu machen. Angeführt von Thomas Ramos und Grégory Alldritt spielten die Tricolores mit unbändigem Kampfgeist weiter. Mit beeindruckender Leidenschaft rangen sie Irland mit 27:42 nieder und rissen die Kontrolle über das Turnier an sich. Es war ein Sieg, der nicht nur den sportlichen Wert hatte, sondern auch den mentalen Anspruch der Franzosen unterstrich: Sie wollten diesen Titel mehr als jeder andere.


Mit einer Bilanz von vier Siegen aus fünf Spielen setzte die Mannschaft von Fabien Galthié ihre Dominanz fort und rundete das Turnier mit einem souveränen 35:16-Erfolg gegen Schottland ab. Bereits vor Anpfiff war die Atmosphäre im Stade de France elektrisierend. Als die Marseillaise erklang, schwoll der Gesang der 80.000 Zuschauer zu einem gewaltigen Chor an, der die Spieler sichtlich emotional packte und so keine andere Option als den Turniersieg offen ließ. 


"Wir wollten ein Zeichen setzen, und das ist uns gelungen", jubelte Dupont nach dem Triumph in Paris. Nach der bitteren Enttäuschung der Heim-WM 2023 war dieser Erfolg die ersehnte Antwort. "Das ist erst der Anfang. Wir spüren, dass wir Probleme bereiten können ", unterstrich Galthié.


Für England bleibt nach einer durchwachsenen Kampagne die bittere Erkenntnis: Noch sind sie nicht zurück an der Spitze des europäischen Rugby, auch wenn erste Fortschritte sichtbar waren. Irland hat sich erneut als eine der konstantesten Mannschaften der Welt erwiesen, doch der letzte Schritt zur absoluten Dominanz fehlte. Und Schottland? Sie zeigten wie so oft Kampfgeist, aber ohne den ersehnten Durchbruch während Italien zu mehr als nur einem Punktelieferanten wird.



Die Six Nations 2025 haben eines klargemacht: Frankreich ist wieder da – mit einer Mannschaft, die nicht nur über Talent, sondern auch über eine neue, unbändige Widerstandsfähigkeit verfügt. Sie haben gelitten, sie haben gezweifelt, doch am Ende haben sie triumphiert. Und während in Paris die Party weitergeht, liegen in Wales nur Scherbenhaufen. Die einen singen, die anderen räumen auf. So grausam kann Sport sein.

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