Ankick - Standortproben und Favoritendruck
- Rugby-News Team
- vor 16 Stunden
- 7 Min. Lesezeit
Der fünfte Spieltag der Rugby-Bundesliga

Die Rugby-Bundesliga biegt in die heiße Herbstphase ein. Frankfurt und Neuenheim marschieren weiter im Gleichschritt, während die Verfolger aus Hannover und Heidelberg versuchen, den Anschluss zu halten. Im Tabellenkeller dagegen wächst der Druck: Berlin hofft im Heimspiel gegen 78 auf die Wende, der HRK in München auf den ersten Sieg. Und in Hannover empfängt Germania den Meister – ein Lehrstück in Sachen Anspruch und Realität.
SC Germania List – SC Frankfurt 1880
David empfängt Goliath – Germania will lernen, Frankfurt dominieren
Wenn am Sonnabend der SC Frankfurt 1880 in Hannover bei Germania List gastiert, treffen Welten aufeinander: Hier der ungeschlagene Meister, der seine ersten vier Saisonspiele mit einer beeindruckenden Punktdifferenz von +255 gewann; dort ein junges, im Umbruch befindliches Team, das bislang nur einen Sieg verbuchen konnte. Doch gerade in dieser ungleichen Konstellation liegt für Germania eine besondere Chance.
Trainer Stefan Mau blickt mit Realismus – und Vorfreude – auf die Begegnung: „Gegen Frankfurt haben wir uns aktuell nicht allzu viel ausgerechnet. Wir sind schon voller Vorfreude, den deutschen Meister zu empfangen und vielleicht auch die ein oder andere Sache zu lernen – und natürlich auch selbst etwas ausprobieren zu können.“ Die personelle Situation bleibt angespannt, doch der Fokus liegt langfristig: „Wir haben wieder ein gutes, junges Team am Start. Grundsätzlich gilt aktuell, vielen Spielern viel zu ermöglichen, viel Spielzeit zu verteilen und so über die Saison hinweg den Kader weiter zu festigen und auch langfristig das Team für die nächsten Jahre vorzubereiten. Ein Spiel gegen eine so starke Mannschaft wie Frankfurt hilft da sicherlich, den eigenen Horizont zu erweitern.“
Auf Seiten des Meisters steht dagegen die Stabilität im Vordergrund. Nach dem 52:7 gegen den HRK, bei dem Frankfurt erst in der zweiten Halbzeit zur gewohnten Dominanz fand, fordert Trainer Byron Schmidt Konstanz über die volle Spielzeit: „Unser Hauptfokus in dieser Woche liegt darauf, eine konstantere Leistung zu bringen. Mit der ersten Halbzeit im Spiel gegen den HRK waren wir nicht zufrieden – und wir wollen keine Ausreden suchen. Es geht darum, über die vollen 80 Minuten eine gleichbleibend gute Performance zu zeigen.“ Den Gegner nimmt Schmidt keineswegs auf die leichte Schulter: „Wir erwarten, dass Germania ein harter Gegner wird, vor allem nach einer Niederlage. Wir sind sicher, sie werden sehr motiviert sein.“
Analyse:
Frankfurt reist als haushoher Favorit an, wird aber die eigene Fehlerquote im Blick behalten müssen. Germania kann befreit aufspielen, die Partie als Lernmoment nutzen und durch Disziplin in den Kontaktzonen versuchen, den Meister zumindest phasenweise zu fordern.
Prognose:
Alles andere als ein klarer Sieg Frankfurts wäre eine Sensation. Für Germania zählt die Erfahrung – für Frankfurt die Frage, ob das Team seine Dominanz über die kompletten 80 Minuten abrufen kann.
München RFC – Heidelberger RK 1872
Kellerduell mit Brisanz – beide Teams unter Zugzwang
In München treffen am Sonnabend zwei Mannschaften aufeinander, die nach schwierigen Wochen dringend einen Erfolg brauchen. Der München RFC steht nach zwei hohen Niederlagen gegen Frankfurt und die RG Heidelberg unter Druck, während der Heidelberger RK noch ohne Sieg ist, aber erstmals realistische Chancen auf Punkte sieht. Für beide gilt: Ein Erfolg wäre Balsam für Moral und Selbstvertrauen – und könnte die Wende einer bisher ernüchternden Saison einleiten.
Beim HRK herrscht vorsichtiger Optimismus. Trainer Steffen Liebig erklärt: „In München ist es immer schwer, aber wir haben in der letzten Saison gezeigt, dass wir dort gewinnen können. Unser Ziel ist der erste Saisonsieg. Die kommenden Gegner sind eher schlagbar als 78, 1880 oder SCN – auch wenn wir natürlich unsere beste Saisonleistung abrufen müssen.“ Personell bleibt die Lage angespannt: „Leider haben wir weiter einige Verletzte. Alex Cristea fällt aus, Johannes Armbruster fehlt aus privaten Gründen, und Til Zahner ist weiterhin mit dem 7er-Programm unterwegs. Dafür feiert U18-Nationalspieler Luan Dietz sein Debüt.“
Auch in München ist die Situation alles andere als rosig. Trainer Alan Moughty berichtet von einem personellen Rückschlag nach dem Spiel gegen die RG Heidelberg: „Leider haben wir aus dem Spiel gegen die RGH nur Verletzungen mitgenommen – Fred Odur, Darius Scheepers und Alexander Schwebel. Zwei davon sind langfristige Ausfälle, dazu eine Gehirnerschütterung.“ Das zwingt zu Umstellungen: „Im Sturm müssen wir anpassen, in der Hintermannschaft haben wir strategische Veränderungen vorgenommen. Wir freuen uns sehr, Cilian Moughty wieder im Kader zu haben.“
Die Ansprache an die Mannschaft fiel deutlich aus: „Nach zwei sehr schwachen Auftritten habe ich gegenüber den Spielern sehr klar gesagt: So eine Leistung können wir uns am Samstag nicht noch einmal leisten – ganz egal, ob es am Ende zum Sieg reicht oder nicht. 120 Minuten lang ohne eigenen Punkt zu bleiben, ist etwas, womit niemand von uns in Verbindung gebracht werden möchte – das ist einfach nicht gut genug.“
Analyse:
Beide Teams stehen am Scheideweg: Der HRK braucht nach vier Niederlagen dringend ein Erfolgserlebnis, um den Neuaufbau mit Leben zu füllen. München wiederum muss auf die Verletzten reagieren und in der Offensive dringend mehr Durchschlagskraft entwickeln. Entscheidend dürfte sein, wem es gelingt, nach frühen Rückschlägen Stabilität zu bewahren.
Prognose:
Ein enges Spiel zweier verunsicherter Teams. München hat den Heimvorteil, Heidelberg den größeren Druck – leichte Vorteile beim HRK, der den ersten Saisonsieg anpeilt.
Berliner RC – Hannover 78
Berlin will endlich punkten – Hannover reist als Favorit in die Hauptstadt
Nach vier sieglosen Spielen will der Berliner RC am Sonnabend im Heimspiel gegen Hannover 78 den Wendepunkt schaffen. Die Hauptstädter haben gegen starke Gegner in dieser Saison immer wieder gute Phasen gezeigt, konnten diese aber selten über 80 Minuten halten. Gegen die Niedersachsen soll das nun anders werden – auch, weil Berlin erstmals seit Wochen wieder im heimischen Stadion antritt.
Trainer Ares van Look spürt Aufbruchsstimmung: „Ein uns bekannter Gegner aus der Nordliga, der jetzt einen sehr guten Start in die Saison hatte. Aber wir wollen uns davon nicht beirren lassen und bei unserem Spiel bleiben. Wir wollen endlich die Punkte holen – und ich glaube, was uns enorm guttun wird, ist, mal wieder zu Hause zu spielen.“ Der Berliner Coach lobt die Trainingsarbeit der Woche: „Die Jungs hatten eine gute Trainingswoche. Wir haben Hannover gut analysiert, aber es wird darum gehen, unser System endlich über 80 Minuten konsequent umzusetzen und an die zweite Halbzeit vom SCN-Spiel anzuknüpfen. Ich freue mich sehr drauf – die Jungs sind heiß.“
Auf Seiten der Gäste ist die Stimmung nach drei Siegen aus vier Spielen blendend, auch wenn Trainer Jarrod Saul noch mit leichten Personalsorgen zu kämpfen hat. „Schwer zu sagen, wie die Mannschaft fürs Wochenende genau aufgestellt sein wird – wir hatten zu Wochenbeginn ein paar Krankheitsfälle, hoffen aber, dass die Jungs bis zum großen Spiel wieder fit sind“, erklärt Saul. Über den Gegner spricht er mit Respekt und einem Augenzwinkern: „Wir wissen, dass sie ihr ‚Boom-Boom-Rugby‘ lieben – also erwarten wir ein sehr physisches Spiel, dominiert von ihren Stürmern. Wenn der Ball trocken bleibt, werden wir ihn aber definitiv häufiger über die Hintermannschaft spielen. Hoffentlich können wir dabei die Größe eines normalen Rugbyfelds zu unserem Vorteil nutzen – wir wissen ja, dass sie ihr altes Spielfeld lieben“, lacht Saul.
Taktisch gibt der 78-Coach die Richtung vor: „Unser Ziel ist, die Partie in den ersten 40 Minuten so eng wie möglich zu halten – und dann hoffen wir, dass ihre Stürmer in der zweiten Halbzeit müde werden.“
Analyse:
Berlin hat im bisherigen Saisonverlauf immer wieder gute Ansätze gezeigt, aber zu viele Ballverluste und Disziplinfehler eingebaut. Hannover 78 reist als klarer Favorit an, überzeugt mit starker Organisation und besserer Fitness. Entscheidend wird, ob Berlin sein physisches Spiel mit Kontrolle verbinden kann – und ob 78 sein Angriffstempo über 80 Minuten hochhält.
Prognose:
Hannover 78 ist individuell und strukturell stärker, doch der BRC wird zu Hause couragiert auftreten. Am Ende dürfte sich die Erfahrung der Gäste durchsetzen – ein Auswärtssieg mit Arbeitspflicht.
RG Heidelberg – SC Neuenheim
Das Heidelberger Derby: Formstarke RGH trifft auf Spitzenreiter SCN
Wenn sich am Sonnabend die RG Heidelberg und der SC Neuenheim im Derby gegenüberstehen, ist es mehr als nur ein lokales Duell – es ist ein Spiel zweier Teams in bestechender Form. Die RGH hat sich nach einem schwachen Saisonstart eindrucksvoll zurückgemeldet und zuletzt zwei klare Siege in Serie eingefahren. Neuenheim dagegen bleibt das Maß aller Dinge hinter dem Meister Frankfurt und reist mit vier Siegen aus vier Spielen und einer Punktedifferenz von +181 über den Neckar.
Für die Rudergesellschaft ist das Derby ein echter Gradmesser. Trainer Robin Plümpe erwartet ein Duell auf hohem Tempo: „Uns erwartet ein sehr schnelles, aber auch physisches Spiel vom SCN. Sie gehen gerne in die Breite, um ihre schnellen Spieler ins Laufen zu bringen. Es ist wichtig, dass wir in der Verteidigung im System bleiben.“ Nach den Erfolgen gegen Berlin und München sieht Plümpe sein Team gefestigt: „Ich erwarte von uns, dass wir uns nach zwei guten Spielen selbstbewusst und mutig aufspielen. Wir sind uns der Herausforderung bewusst und wollen sie annehmen.“ Personell gibt es wenige Änderungen: „Der Kader ist ähnlich wie gegen München. Mick Burisch ist nach Krankheit wieder dabei.“ Das Ziel ist klar formuliert: „Wir wollen so gut spielen, wie wir es können – was das wert ist, werden wir dann sehen. Ohne Punkte wollen wir nicht bleiben.“
Der SC Neuenheim wiederum hat bislang kaum Schwächen gezeigt. Drei der vier bisherigen Spiele entschied das Team bereits zur Pause, die Offensive produziert konstant über 40 Punkte pro Spiel. Der SCN hat eine Mannschaft geformt, die aus einem stabilen Sturm heraus mit variablen Spielzügen über die Hintermannschaft punktet. Besonders auffällig: das druckvolle Phasenspiel und die Geduld im Aufbau, mit der Neuenheim Gegner zermürbt.
Analyse:
Beide Teams spielen mit hoher Intensität, doch die Voraussetzungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Die RGH geht als Außenseiter ins Derby, hat aber mit Heimvorteil und Offensivfreude durchaus das Potenzial, Neuenheim zu fordern. Der SCN muss dagegen beweisen, dass er auch unter Druck seine spielerische Linie hält – insbesondere, wenn Heidelberg das Tempo hochhält.
Prognose:
Ein emotionales Derby mit klarer Rollenverteilung: Neuenheim ist Favorit, aber die RGH hat genug Qualität und Selbstvertrauen, um das Spiel offen zu gestalten. Sollte die Rudergesellschaft ihre Angriffsdynamik ins Ziel bringen, ist eine Überraschung nicht ausgeschlossen – dennoch spricht die Formkurve für den Tabellenzweiten.
RC Luxembourg – TSV Handschuhsheim
Spiel verlegt – Nationalmannschaftseinsatz geht vor
Die ursprünglich für diesen Sonnabend angesetzte Partie zwischen dem RC Luxembourg und dem TSV Handschuhsheim wurde auf den 1. November 2025 verschoben. Grund ist die Teilnahme mehrerer Luxemburger Nationalspieler an einem Länderspielwochenende. Beide Vereine einigten sich frühzeitig auf die Verlegung – ein Zeichen sportlicher Fairness.
Für Handschuhsheim bedeutet die Pause eine willkommene Gelegenheit, das Lazarett zu verkleinern und Kräfte für die kommenden Wochen zu sammeln. Luxemburg hingegen will den Schwung des historischen Siegs gegen Germania List mitnehmen – auch wenn er nun zwei Wochen warten muss, bis es wieder um Bundesliga-Punkte geht.
Kommentare