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Die dritte Halbzeit - Kellerduelle senden Signale

  • Rugby-News Team
  • 26. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Der sechste Spieltag der Rugby-Bundesliga bestätigte die Kräfteverhältnisse an der Spitze und brachte zugleich Bewegung im hinteren Drittel der Tabelle. Frankfurt und Neuenheim siegten erneut souverän und halten den Zweikampf um die Tabellenspitze offen, während Luxemburg, der HRK und die RG Heidelberg mit richtungsweisenden Erfolgen im Mittel- und Tabellenkeller wichtige Marken setzten. Für Hannover, Handschuhsheim und den Berliner RC dagegen stand am Ende ein Spieltag der verpassten Chancen – sportlich wie tabellarisch.


Photo Credit: SC Neuenheim
Photo Credit: SC Neuenheim

Hannover 78 – RG Heidelberg

RG Heidelberg ringt Hannover nieder – Auswärtssieg mit Signaleffekt


Die RG Heidelberg hat am sechsten Spieltag der Rugby-Bundesliga einen wichtigen Auswärtssieg eingefahren. Beim 19:14 in Hannover kontrollierten die Kurpfälzer über weite Strecken das Geschehen, verteidigten das Zentrum konsequent und zwangen 78 zu einer ungewohnt hohen Fehlerquote. Nach einer frühen 19:0-Führung brachte Heidelberg den Vorsprung trotz einer hektischen Schlussphase über die Linie und belohnte sich für einen disziplinierten Arbeitssieg.


Für Hannover war es ein ernüchternder Nachmittag. Trainer Jarrod Saul sprach offen von einem verdienten Erfolg der Gäste: Die RGH sei „die bessere Mannschaft“ gewesen, habe im Zentrum „sehr stabil“ verteidigt und damit fast jeden Versuch unterbunden, das Spiel in die Breite zu tragen. Zu viele Ballverluste und Probleme im Zweikampfverhalten hätten den Gastgebern „den einen Punkt wirklich hart erarbeiten lassen“.


Auf Seiten der RGH überwog nach dem Sieg Pragmatismus vor Ästhetik. Trainer Robin Plümpe sprach von keinem „schönen Spiel“, zeigte sich aber „unter den Voraussetzungen mehr als zufrieden“. Nach der deutlichen Führung habe man „es nochmal spannend gemacht“, weil die Mannschaft nicht abgezockt genug gewesen sei. Dass Spieler auf ungewohnten Positionen einspringen mussten, änderte am Urteil nichts: Plümpe zeigte sich „sehr stolz auf die Mannschaft“ – das Resultat stehe über der Form.


Analyse:

Heidelberg gewann das Spiel in der Struktur – stabil im Kontakt, diszipliniert im Ballbesitz, klar im Defensivzentrum. Hannover kämpfte sich zurück, blieb aber in den Grundlagen zu fehleranfällig, um das Spiel voll zu drehen. Für die RGH ist der Erfolg ein psychologisch und tabellarisch wertvoller Sieg in einem physisch geprägten Auswärtsspiel; Hannover lässt Punkte im Rennen um Platz drei liegen.


SC Frankfurt 1880 – TSV Handschuhsheim (61:10)

Frankfurt zieht nach zäher Anfangsphase davon – TSV hält lange dagegen


Der SC Frankfurt 1880 hat seine makellose Bilanz eindrucksvoll ausgebaut. Beim 61:10 gegen den TSV Handschuhsheim setzte sich der Meister erst nach und nach ab, profitierte von größerer Kadertiefe, besserer Kontrolle in den Kontaktzonen und einem klaren konditionellen Vorteil in der zweiten Halbzeit. Bei schwierigen Witterungsbedingungen taten sich beide Teams zunächst schwer, ehe Frankfurt das Tempo Schritt für Schritt diktierte.


Trainer Byron Schmidt sprach von „wirklich schwierigen Bedingungen“, lobte den TSV für Charakter und Stabilität im Kontakt, zeigte sich aber vor allem mit der Schlussphase zufrieden: In den „letzten 50 Minuten“ habe seine Mannschaft das Spiel kontrolliert, die Fehlerquote gesenkt und den Gegner „stark unter Druck gesetzt“. Das Resultat sei ein „sehr gutes Ergebnis“ und Ausdruck einer reifen Vorstellung.


Handschuhsheim hielt vor der Pause strukturiert dagegen. Pressesprecher Moritz Bayer sah eine „gute erste Halbzeit“, in der der TSV mit präziserer Chancenverwertung sogar mitgehen hätte können. Nach dem Seitenwechsel ließen Kraft und Kadertiefe nach – auch personelle Ausfälle und ein ohnehin schmaler Kader wirkten sich aus. Frankfurt sei „fitter“ gewesen und habe besonders „an den Offenen schwer zugesetzt“. Das Fazit aus Heidelberger Sicht fiel pragmatisch aus: Mund abputzen, Fokus auf die direkten Duelle im Tabellenmittelfeld.


Analyse:

Frankfurt unterstrich einmal mehr seine Klasse: geduldig, strukturiert und mit breiter Bank in der Lage, Spiele über Physis und Rhythmus zu entscheiden. Der TSV zeigte Haltung und Struktur, blieb aber in Verwertung und Tiefe hinter den Topteams der Liga zurück. Für Frankfurt war es ein Arbeitssieg mit Ansage, für Handschuhsheim ein Spiel ohne unmittelbare Konsequenz – die entscheidenden Aufgaben folgen gegen Rivalen aus der eigenen Tabellenregion.



Rugby Club Luxembourg – Berliner RC (38:20)

Luxemburg nutzt Effizienz – Berlin belohnt sich nicht für Aufwand


Der RC Luxembourg hat seinen Aufwärtstrend fortgesetzt und den Berliner RC mit 38:20 besiegt. In einer Partie mit wechselnden Witterungsverhältnissen überzeugten die Gastgeber durch Effizienz und Klarheit in den entscheidenden Momenten, während Berlin trotz hoher Spielanteile ohne Ertrag blieb und erneut ohne Punkte abreiste.


Antoine Alric schilderte den Spielverlauf deutlich: In der ersten Hälfte habe Berlin „mindestens 75 % Ballbesitz“ gehabt, Luxemburg jedoch aus wenigen Gelegenheiten zweimal zugeschlagen. Nach dem Seitenwechsel drehte sich das Bild – Luxemburg kam besser in Ballbesitz, die Hintermannschaft und die Einwechselspieler sorgten für Durchbrüche; Strafversuche aus dem Gedränge und insgesamt sechs Versuche der Backs entschieden das Spiel.


Für Berlin war es der nächste Nachmittag, an dem Leistung und Ergebnis auseinanderfielen. Der BRC hielt strukturiert dagegen, kontrollierte lange den Ball und zeigte im offenen Spiel Fortschritte, konnte dies aber nicht in Punkte verwandeln. Der Trend – spielerische Stabilisierung ohne tabellarischen Ertrag – setzt sich damit fort.


Analyse: Luxemburg gewann über Präzision und Verwertung, nicht über Dominanz. Berlin hatte klare Fortschritte in Struktur und Ballkontrolle, ließ aber im letzten Drittel Durchschlagskraft und Konsequenz vermissen. Für Luxemburg bedeutet der Sieg Rückenwind und Anschluss nach oben, Berlin braucht angesichts der Entwicklung vor allem eines: einen ersten Lohn in Form von Punkten, um den Prozess zu tragen.



Heidelberger RK – SC Germania List (33:10)

HRK siegt mit Verzögerung – Germania fehlt Durchschlagskraft in Schlüsselmomenten


Der Heidelberger RK hat im Kellerduell gegen den SC Germania List einen 33:10-Heimsieg eingefahren und damit einen wichtigen Schritt im Kampf um den Klassenerhalt gemacht. Die Gastgeber führten früh mit 14:0 und hatten die Partie kontrolliert, verloren aber im Verlauf der ersten Hälfte gegen den Wind an Struktur und ließen Germania durch zwei Versuche zurück ins Spiel kommen. Erst in der Schlussphase setzte sich der HRK ab – bemerkenswert in Unterzahl nach einer Roten Karte.


Trainer Steffen Liebig sprach von einem „harten Spiel“, das man „unnötig spannend gemacht“ habe. Die Mannschaft habe „zu viel Rugby in der eigenen Hälfte gespielt“ und mit schlechter Unterstützung im Ruck „Germania genau in die Stärken“ arbeiten lassen. Erst nach der Unterzahl habe man „zurück zu den Basics gefunden“ und zwei weitere Versuche gelegt. Überlagert wurde der Sieg von terminlichen Sorgen: Der HRK sieht sich durch mögliche U18- und U20-Abstellungen im kommenden Spiel gegen Handschuhsheim benachteiligt und spricht von „Wettbewerbsverzerrung“.


Germania-Trainer Stefan Mau hob die fehlende Konsequenz in den entscheidenden Sequenzen hervor: „Wir sind oft zu ungeduldig in den entscheidenden Situationen und verlieren dann den Ball ohne Punkte zu machen.“ Das Ergebnis bilde den Verlauf „nicht ganz“ ab. Wiederkehrende Verletzungen und damit verbundene Rotation erschweren „Rhythmus und Stabilität auf Schlüsselpositionen“.


Analyse:

Heidelberg löste eine Pflichtaufgabe – nicht souverän, aber reif genug, um trotz eigener Fehler das Spiel in Unterzahl zuzumachen. Germania blieb im spielerischen Ansatz konkurrenzfähig, verlor das Spiel aber im letzten Drittel des Feldes durch Ungeduld, Ballverluste und mangelnde Tiefe. Für den HRK zählt der Sieg, für Germania die Erkenntnis, dass Struktur ohne Verwertung nicht genügt.


SC Neuenheim – München RFC (39:10)

Neuenheim bleibt makellos – München mit Haltung trotz klarer Niederlage


Der SC Neuenheim hat seine Siegesserie fortgesetzt und München mit 39:10 geschlagen. Der Tabellenzweite kontrollierte das Spiel über weite Strecken, punktete konstant und ließ defensiv wenig zu. Die Partie reiht sich ein in die Serie souveräner Auftritte der Kurpfälzer, die im Gleichschritt mit Frankfurt an der Spitze marschieren.


Eine Stimme aus dem Siegerlager lag nicht vor, dafür fand Münchens Trainer Alan Moughty deutliche Worte zur Leistung seiner Mannschaft. Sein Team habe „ein Stück weit den Rhythmus zurückgefunden“ und „wiederentdeckt, warum wir dieses Spiel spielen – füreinander“. Das Ergebnis spiegle den Aufwand nicht wider; zudem habe es „ein paar interessante Auslegungen“ des Schiedsrichters gegeben. Entscheidend sei jedoch, dass sich die Mannschaft davon „nicht aus der Ruhe bringen ließ“ und Moughty „nicht stolzer“ sein könne.


Analyse:

Neuenheim bestätigte seine Effizienz und Stabilität, ohne über die eigene Schlagzahl hinausgehen zu müssen. München zeigte eine verbessertes kollektives Auftreten und hielt phasenweise strukturiert dagegen, blieb aber im letzten Drittel ohne Durchschlagskraft. Der SCN untermauert damit seine Rolle als engster Verfolger Frankfurts, München bleibt trotz Haltung im Tabellenmittelfeld ohne Entlastung.

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