Die dritte Halbzeit - Krimi in Berlin, Favoriten marschieren
- Rugby-News Team
- 19. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Der 5. Spieltag der Rugby Bundesliga
Ein Spieltag im Zeichen der klaren Kräfteverhältnisse – und doch mit einer Prise Spannung: Während Meister Frankfurt 1880 und Verfolger SC Neuenheim mit souveränen Siegen ihre Tabellenführung zementierten, tat sich Hannover 78 in Berlin überraschend schwer. Der Heidelberger RK feierte beim 39:33 in München den ersten Saisonsieg und meldete sich nach schwierigen Wochen eindrucksvoll zurück. Für die RG Heidelberg, Germania List und den BRC gab es trotz engagierter Auftritte nichts Zählbares – doch die Leistungen ließen erkennen, dass die Liga in der Breite weiter zusammenrückt.

Ein Spieltag also, der weniger durch Überraschungen als durch klare Botschaften geprägt war: Die Favoriten dominieren – aber dahinter wächst der Widerstand.
SC Germania List – SC Frankfurt 1880
Frankfurt überrollt Germania – Meister demonstriert Titelreife
Der SC Frankfurt 1880 bleibt das Maß aller Dinge in der Rugby-Bundesliga. Mit einem 85:7-Auswärtssieg bei Germania List unterstrich der Meister aus Hessen seine Dominanz und feierte den fünften Sieg im fünften Spiel. Schon zur Pause führte Frankfurt mit 50:0, ehe die Partie im zweiten Durchgang etwas ausgeglichener verlief.
Trainer Byron Schmidt zeigte sich nach dem Kantersieg zufrieden: „Deutlich besser von uns. Wir konnten einige unserer Fehler abstellen und hatten phasenweise wirklich guten Angriffsrugby. Wir sind zufrieden mit der Leistung und wollen darauf in der kommenden Woche aufbauen.“ Nach der mäßigen ersten Halbzeit gegen den HRK in der Vorwoche zeigte Frankfurt diesmal über weite Strecken eine konzentrierte Vorstellung, kombinierte druckvolle Phasen im Sturm mit hohem Tempo in der Hintermannschaft und nutzte nahezu jede Gelegenheit konsequent aus.
Germania-Trainer Stefan Mau musste die Überlegenheit des Gegners anerkennen: „Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir Frankfurt offensiv ein bisschen mehr entgegensetzen können – vielleicht vier Versuche legen, um einen Bonuspunkt mitzunehmen. Aber wir sind von Anfang an nicht richtig ins Spiel gekommen, haben unseren Ballbesitz zu schnell verloren, und sie waren einfach skrupellos. Eine gut geölte Maschine – verdammt schnell, präzise, physisch stark.“ Seine Mannschaft habe trotz des Rückstands Haltung bewiesen: „Wir haben nie aufgegeben, in der zweiten Halbzeit das Spiel zeitweise enger gehalten und gute Tackles gesetzt. Aber am Ende war Frankfurt einfach einen Zacken zu scharf für uns.“
Analyse:
Frankfurt präsentierte sich in Topform – taktisch diszipliniert, physisch überlegen und mit beeindruckender Präzision in den Angriffsmustern. Germania hielt kämpferisch dagegen, konnte aber die Geschwindigkeit und Struktur des Meisters kaum bremsen. Nach fünf Spieltagen steht Frankfurt weiter ungeschlagen und unangefochten an der Spitze – während Germania trotz couragierter Momente Lehrgeld zahlen musste.
Halbzeit: 0:50
München RFC – Heidelberger RK 1872
HRK belohnt sich spät – München kämpft auf Augenhöhe
Der Heidelberger RK hat am fünften Spieltag der Rugby-Bundesliga seinen ersten Saisonsieg eingefahren. In einem packenden Duell setzte sich der Rekordmeister mit 39:33 beim München RFC durch und bewies dabei Moral und Nervenstärke. Zur Halbzeit lagen die Gäste mit 19:26 zurück, drehten aber in der Schlussphase die Partie und retteten den lang ersehnten Erfolg über die Ziellinie.
Trainer Steffen Liebig sprach von der bislang besten Saisonleistung: „Die Mannschaft hat die Work-ons aus dem Frankfurt-Spiel und unsere Trainingsinhalte sehr gut umgesetzt.“ Dennoch blieb Luft nach oben: „Wir haben zu viele Fehler gemacht, die München eiskalt ausgenutzt hat und so wieder ins Spiel kam. Am Ende haben wir aber noch einmal eine Schippe draufgelegt und unsere wenigen Chancen genutzt.“ Besonders die Schlussphase sah der Coach als Beweis gewachsener Reife: „Die geblockte Erhöhung vor den Stangen hat es unnötig spannend gemacht, aber die letzte Minute haben wir clever runtergespielt.“ Freude herrschte auch über das starke Debüt von U18-Nationalspieler Luan Dietz: „Wir hatten nur acht Spieler über 25 im Kader, zehn Spieler waren U20 – das war wirklich stark.“
Auch Münchens Trainer Alan Moughty sprach von einem intensiven und hochklassigen Spiel: „Es war ein sehr gutes und spannendes Spiel von beiden Seiten, mit mehrfach wechselnder Führung. Eine deutlich bessere Leistung als in der Vorwoche, aber der HRK konnte in den letzten fünf Minuten die Führung zurückerobern und schließlich halten.“ Der Ire musste jedoch erneut eine bittere Verletzung beklagen: „Leider wieder eine schwere Verletzung – das überschattet den Nachmittag etwas.“
Analyse:
Beide Mannschaften lieferten sich ein offenes Duell auf Augenhöhe. München zeigte sich offensiv stark verbessert, verlor das Spiel aber durch kleine Unkonzentriertheiten in der Schlussphase. Der HRK präsentierte sich taktisch reifer, defensiv stabiler und belohnte sich nach kämpferischer Leistung mit dem ersten Sieg der Saison. Die jungen Spieler überzeugten, das Selbstvertrauen wächst.
Halbzeit: 26:19
Berliner RC – Hannover 78
Hannover zittert sich zum Sieg – Berlin zeigt sein bislang bestes Spiel
Der Berliner RC hat am fünften Spieltag der Rugby-Bundesliga den Favoriten Hannover 78 an den Rand einer Niederlage gebracht – am Ende stand jedoch ein knapper 26:22-Auswärtssieg für die Niedersachsen, die damit ihren vierten Saisonsieg feierten. Für die Berliner war es trotz des bitteren Ausgangs die bislang beste Saisonleistung.
Die Gastgeber starteten furios und führten zur Pause mit 17:12. Erstmals in dieser Spielzeit setzte der BRC das eigene System konsequent um: variabel im Angriff, diszipliniert in den Phasen, mit mutigen Pässen über die Hintermannschaft. Trainer Ares van Look zeigte sich entsprechend zufrieden – trotz des verpassten Coups:
„Wir sind super reingestartet, haben endlich mal nach System gespielt und die Stürmer entlastet. Dann mussten wir halt lernen, mit einer Führung umzugehen – und das ist uns mit Undiszipliniertheiten, zwei Gelben und einer Roten Karte nicht gelungen. Aber darauf lässt sich aufbauen, weil wir gesehen haben, wozu wir imstande sind.“
Hannover 78 wirkte dagegen über weite Strecken fahrig. Der klare Sieg der Vorwoche schien nachzuwirken, wie Trainer Jarrod Saul offen einräumte:
„Ein harter Tag – die Jungs wissen selbst, wo sie Fehler gemacht haben. Wir sind nicht bei unseren Grundlagen geblieben und waren wohl noch ein bisschen im Höhenrausch vom Spiel der Vorwoche. Der Gegner hat stark gespielt, den Ball in den wichtigen Momenten gehalten und so verteidigt, wie wir es erwartet hatten. Am Ende hatten wir Glück, dass wir mit einem 26:22-Sieg davongekommen sind.“
Die Entscheidung fiel erst in der Schlussphase: Hannover legte in den letzten fünf Minuten zwei späte Versuche und drehte damit das Spiel auf dramatische Weise zu seinen Gunsten – ein bitteres Ende für starke Berliner, die bis kurz vor Schluss wie der sichere Sieger gewirkt hatten.
Analyse:
Hannover entging nur knapp der Überraschung des Spieltags. Der BRC zeigte, dass die Arbeit der vergangenen Wochen Früchte trägt: mehr Struktur, mehr Ballbesitz, mehr Mut. Disziplinprobleme verhinderten am Ende den ersten Saisonsieg. 78 dagegen gewann ohne Glanz, aber mit Nervenstärke und späten Big Plays – und bleibt als Tabellendritter in Schlagdistanz zu den Topteams.
Halbzeit: 17:12
RG Heidelberg – SC Neuenheim
Neuenheim bleibt makellos – RGH stemmt sich tapfer gegen die Übermacht
Der SC Neuenheim hat seine beeindruckende Siegesserie in der Rugby-Bundesliga fortgesetzt. Im traditionsreichen Heidelberger Derby setzte sich der Tabellenzweite klar mit 38:10 (14:3) bei der RG Heidelberg durch und feierte damit den fünften Sieg im fünften Spiel. Während der SCN damit weiter in Schlagdistanz zu Spitzenreiter Frankfurt bleibt, musste die RGH nach zwei Siegen in Folge wieder Lehrgeld zahlen.
Schon in der Anfangsphase zeigte Neuenheim, warum die Mannschaft derzeit als bestorganisierte im Land gilt: Mit strukturiertem Phasenspiel, hoher Präzision und druckvollen Angriffen über die Flügel legten die Gäste zwei Versuche durch Felix Lammers (20.) und Leo Becker (28.) vor. Ein Straftritt von Felix Meffert hielt die RGH zur Pause zumindest auf Tuchfühlung (3:14).
Nach dem Seitenwechsel kam kurz Hoffnung auf, als Matevz Kraljic Zgazivoda nach 46 Minuten den einzigen Versuch der Gastgeber erzielte. Doch Neuenheim blieb unbeirrt: Mit vier weiteren Versuchen – unter anderem durch René Lieb, Robert Amelung und erneut Lammers – entschied der SCN die Partie souverän. Die letzten Minuten gehörten wieder den Gästen, die mit Tempo und Tiefe im Spielaufbau überforderten.
Für die RGH war es dennoch ein Spiel mit Lichtblicken. Die Defensive hielt phasenweise gut dagegen, die Mannschaft zeigte Moral und blieb auch nach der Gelben Karte gegen Mick Burisch (27.) bemüht, das eigene Spiel aufzuziehen. Verletzungsbedingte Wechsel – unter anderem für Tom Kunze – verhinderten jedoch einen stärkeren Schlussspurt.
Analyse:
Neuenheim präsentierte sich erneut als kompletteste Mannschaft der Liga – diszipliniert, balanciert und konditionell stark. Die RGH konnte zwar in einzelnen Phasen mithalten, hatte aber Mühe, das Tempo und die Struktur des Gegners zu brechen. Der SCN geht als verdienter Sieger aus einem Derby hervor, das spielerisch auf hohem Niveau, aber ohne Überraschungen verlief.
Halbzeit: 3:14





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