Ein juristischer Paukenschlag zum Scorebonus
- Rugby-News Team
- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Das DRV-Schiedsgericht weist Klage gegen Score-Bonusregel ab

Was als technokratische Reform daherkommt, ist in Wahrheit ein Machtkampf um das Regelwerk des deutschen Rugbysports: Das Schiedsgericht des Deutschen Rugby-Verbands hat heute die Klage mehrerer Bundesligavereine gegen die Einführung des sogenannten Scorebonus-Systems in der Bundesligarichtlinie abgewiesen.
Worum geht es?
Die Reform sieht vor, dass Bundesliga-Teams mit einem Startwert von 20 Punkten in die Saison gehen – ein sogenannter ScoreBonus. Dieses System soll nicht etwa „bestrafen“, sondern gezielt Anreize setzen: Vereine mit starker Nachwuchsarbeit profitieren, während solche, die sich überwiegend auf externe, kurzfristige Spielerverpflichtungen verlassen, mehr Punkte „kosten“.
Der ScoreBonus ist als steuerndes Instrument gedacht. Er gewichtet Spieler danach, ob sie aus dem eigenen Nachwuchs stammen (z. B. –1 Punkt), im deutschen Ausbildungssystem geschult wurden (0 Punkte), oder etwa als fertig ausgebildete Spieler aus dem Ausland kommen (+2 Punkte). Das System ist vergleichbar mit etablierten Modellen in anderen Sportarten: die „Local Player“-Quote im Fußball, das JIFF-System in Frankreichs Top 14 oder das U23-Kontingent im Eishockey.
Die zentrale Botschaft: Wer ausbildet, wird belohnt.
Ziel ist es, den Nachwuchsbereich aufzuwerten – nicht durch Drohungen, sondern durch sportlichen Vorteil. Gleichzeitig wird Rugby nachhaltiger aufgestellt: Spielerbindung, Vereinsperspektiven und Trainerentwicklung gewinnen an Bedeutung. Der ScoreBonus ist damit kein Einschnitt, sondern eine strukturpolitische Kurskorrektur – weg vom reinen Titelkauf, hin zur langfristigen Perspektive.
Hier der Gastbeitrag von Branimir Niko Colic, Vorsitzender RBA: https://www.rugby-news.de/post/der-scorebonus-warum-die-zukunft-des-deutschen-rugbys-in-der-nachwuchsarbeit-liegt
Was sagen Kritiker?
Vier Vereine – Münchener RFC, RG Heidelberg, RC Leipzig und SU Neckarsulm – reichten Klage ein. Ihre Einwände:
Formale Fehler: Sie monieren, dass die erforderliche Mehrheit von 2/3 im DRT nicht erreicht wurde (die Abstimmung ergab 57,52 % – 570 zu 421 Stimmen). Zudem sei der formelle Weg über den RBA nicht korrekt eingehalten worden.
Strukturelle Bedenken: Sie warnen, dass das System „Mobilität bestraft“ und amateurhafte Nachzügler benachteiligt – etwa Studierende, die im Inland umziehen. Außerdem kritisieren sie einen möglichen Ausschluss von „im Ausland rekrutierten“ Amateursportlern.
Integrationskritik: Der RC Leipzig sieht in der Regel Unterstützungsbedürftigkeit und institutionellen Rassismus – unterminierend für das Ziel einer inklusiven Gesellschaft.
Hier der Gastbeitrag der klagenden Vereine: www.rugby-news.de/post/warum-wir-gegen-den-scorebonus-sind
Was hat das Schiedsgericht entschieden?
Das Schiedsgericht erkannte:
Zuständigkeit des DRT: Obwohl der RBA formal zuständig war, habe dieser den Entschluss bewusst an das höchste Gremium des Verbands eskaliert – daher sei die Entscheidung korrekt erfolgt.
Einfache Mehrheit genügt: Da es sich nicht um eine satzungsändernde Maßnahme handelt, reicht laut Verbandsrecht eine einfache Mehrheit.
Was bedeutet das für den Spielbetrieb?
Der Scorebonus wird Bestandteil der Bundesligarichtlinie.
Er verändert wohl aber die Kaderzusammenstellung.
Insbesondere Jugendförderung wird belohnt, nationale Eigengewächse gewinnen an sportlichem Wert.
Fazit
Der ScoreBonus ist nun gültig – als Impuls für nachhaltige Nachwuchsförderung und Neugewichtung sportlicher Werte. Er markiert den Versuch, deutschen Rugby zukunftsfähiger zu gestalten – nicht durch mehr Geld, sondern durch mehr Geduld. Ob das Modell trägt, entscheidet sich nicht in der Satzung, sondern auf dem Platz – und in den Köpfen derer, die Rugby in Deutschland gestalten wollen.
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