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Eine Liga, zehn Vereine – und viele neue Geschichten

  • Rugby-News Team
  • vor 3 Stunden
  • 5 Min. Lesezeit

Teil 1 unserer Vorschau zur Rugby Bundesliga Saison 2025/2026


Es ist ein Neubeginn für den deutschen Rugbysport: Erstmals seit vielen Jahren spielen die besten zehn Vereine des Landes wieder in einer eingleisigen Bundesliga gegeneinander. Was nach nüchterner Strukturreform klingt, verspricht sportlich eine Saison voller Intensität, Tradition – und neuer Rivalitäten.


Für die Spitzenklubs bedeutet die neue Liga größere Herausforderungen, aber auch größere Reize: Jedes Wochenende ein echtes Topspiel, jedes Auswärtsspiel ein Prüfstein. Frankfurt 1880, seit 2018 ungeschlagen, geht als überragender Favorit in die Saison. Doch die Verfolger wittern ihre Chancen, während Aufsteiger und Traditionsvereine zeigen wollen, dass sie in dieser Liga bestehen können.


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Mehr Reisen, mehr Belastung, mehr direkte Duelle – die eingleisige Bundesliga zwingt alle Vereine, über ihre Grenzen hinauszugehen. Für die Spieler heißt das: mehr Intensität, mehr Öffentlichkeit. Für die Zuschauer: ein Wettbewerb, in dem sich die Kräfteverhältnisse neu ordnen könnten.


Was bleibt, ist die Gewissheit: Diese Saison wird zur Standortbestimmung für den deutschen Rugbysport. Hier ist unser erster Teil der Bundesligavorschau.


TSV Handschuhsheim

In Handschuhsheim wird dieser Sommer als Zäsur in Erinnerung bleiben. Gleich mehrere Leistungsträger verlassen die „Löwen“: Antipas Kamkwindo, Joshua Gando, Marcus Bender, Marcel Coetzee, Martin Chandler und Mondli Nkosi – allesamt Spieler, die zuletzt fest in der Startformation standen. Ob manche nur pausieren oder ganz aufhören, ist noch offen, doch allein die Namen zeigen, dass es ein Umbruch von Gewicht ist.


Die Antwort darauf kommt vor allem aus den eigenen Reihen. Aus der Nachwuchsarbeit stoßen vielversprechende Junglöwen nach, zudem haben sich ein, zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft in den Vordergrund gespielt. Von außen kamen Rewi Pomare vom HTV und der Ire Daniel Colgan. „Weitere Verpflichtungen sind nicht geplant, höchstens spontan, ein paar lose Kontakte bestehen“, heißt es aus dem Management.


Entsprechend vorsichtig fallen die Erwartungen aus. „Ein gesichertes Mittelfeld ist das Ziel, mit Abstiegssorgen wollen wir nichts zu tun haben“, lautet die Vorgabe. Druck will man sich nicht machen, vielmehr „befreit aufspielen und den Umbruch vorantreiben“. Sollte sich die Mannschaft schneller finden als gedacht, ist auch das obere Tabellendrittel denkbar.


Die stärksten Gegner sieht man klar benannt: Frankfurt, seit 2018 ungeschlagen, und der SC Neuenheim als schärfster Verfolger. Dahinter folgen die Hannoveraner Klubs, die zuletzt konstant stark aufgetreten sind. Und der Heidelberger RK, so der Tenor, sei ein Team, das „sehr respektabel sein Ding durchzieht“ und jederzeit überraschen könne.


Die längeren Reisen der eingleisigen Liga nimmt man in Handschuhsheim sportlich. Berlin sei weit, ja – doch mit kluger Planung und Belastungssteuerung sei auch Hannover kein Problem.


Auf dem Platz setzt der TSV auf Bewährtes. Das Gassenpaket bleibt eine Waffe, schnelle und sichere Kontaktpunkte gehören ebenso zum Kern des Spiels. „Weitere taktische Details gibt das Trainerteam an dieser Stelle nicht preis“, heißt es mit einem Augenzwinkern.


Und dennoch überwiegt die Vorfreude. „Generell freuen wir uns sehr auf die neue Liga und sind gespannt, was kommt. Es wird hart gearbeitet, und wir hoffen auf einen Push für das deutsche Rugby.“



Berliner Rugby Club

Beim Berliner RC hat sich im Sommer vor allem auf der Kommandobrücke etwas verschoben. Mit Tom Kimber, bislang U18-Trainer, und Spielertrainer Ares van Look steht der ersten Mannschaft ein neues Trainerduo zur Seite. „Eine aufregende neue Konstellation, die viele Chancen und Möglichkeiten bietet“, sagt van Look – und man hört den Aufbruch fast heraus.


Auch auf dem Feld setzt der Hauptstadtklub auf einen Mix aus Eigengewächsen und Rückkehrern. Mehrere Spieler aus der erfolgreichen U18 rücken nach oben, ein sichtbarer Beweis für die Jugendarbeit des Vereins. Mit Felix Burisch und Matthias Dold kehren zwei Routiniers zurück, beide tief verwurzelt in der Berliner Rugbykultur. Aus Irland stieß zudem Matty Flynn wieder zum Team, dessen Wucht im Sturm neue Stabilität verspricht. Schmerzhafte Abgänge gibt es nicht, wenn auch manche Spieler studien- oder verletzungsbedingt kürzertreten müssen.


Die Ziele sind klar umrissen. „Wir wollen nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, sagt van Look. Mehr noch: Die Berliner wollen die Liga als Herausforderung begreifen, an der sie wachsen können. Dass Frankfurt nach seiner Einschätzung „Meister wird“, steht für ihn außer Frage, auch Handschuhsheim und Neuenheim sieht er stark. Doch selbst gegen etablierte Nordklubs oder ambitionierte Herausforderer wie Luxemburg, den HRK oder die RGH rechnet er mit engen Spielen.


Eine neue Erfahrung wird der Reisealltag sein. „Klar werden die Spiele auf höherem Niveau Kräfte kosten, aber die Jungs haben Bock auf die Reisen und wissen, wofür wir es tun.“ Es klingt nach jener Mischung aus Realismus und Abenteuerlust, die ein Aufsteiger in die neue eingleisige Bundesliga braucht.

Und spielerisch? Der BRC will an alte Tugenden anknüpfen, ohne stehen zu bleiben. „Hart und unangenehm sein, aber das Ganze mit mehr Skills und Spielintelligenz verknüpfen“, fasst van Look zusammen. Ein Berliner Programm, das auf Tradition setzt – und auf Weiterentwicklung.



Hannover 78

In Hannover ist der Kader stabil geblieben, auch wenn der Verlust von Leistungsträger René Winkler schmerzt. „Wir haben ein paar neue Spieler dazugewonnen, aber leider auch René verloren beziehungsweise in eine kleine Pause verabschiedet“, sagt Trainer Jarrod Saul nüchtern.


Die Marschroute für die Saison ist dennoch klar. „Wir wollen in die Top 4“, gibt Saul vor – und er ergänzt das Motto gleich mit: „Defensive wins games.“ Auf solide Abwehrarbeit wollen die 78er ihr Spiel gründen, um sich in der neuen Liga zu behaupten.


Die Favoritenrolle sieht auch Saul unangefochten bei Frankfurt: „Das ist das Maß aller Dinge.“ Spannend sind für ihn vor allem die Begegnungen mit den süddeutschen Klubs, die einen anderen Stil pflegen, „an den wir nicht so gewöhnt sind“. Tatsächlich könne man, so der Coach, fast jedes Team aufzählen, das für Überraschungen gut sei – die Liste sei „endlos“.


Auch die logistischen Herausforderungen nimmt man in Hannover gelassen. „Ob wir nach Leipzig oder Heidelberg fahren, macht eigentlich keinen Unterschied – wir wissen, dass wir den ganzen Tag unterwegs sein werden.“ Wichtiger sei, dass sich die Mannschaft auf jedes Spiel freue, weil „es immer eine Herausforderung“ bleibe.


Viel Pathos braucht Saul nicht: „Wir wollen Rugby spielen und sehen, was uns die kommende Saison lehren wird.“ Es klingt nach einem nüchternen, fast pragmatischen Programm – und doch nach einer Mannschaft, die ihre Chancen kennt.



Germania List

Bei Germania List beginnt eine neue Ära. Rainer Kumm ist nicht mehr Cheftrainer, sein Ersatz ist Rafael Pyrasch – eine prominente Figur des deutschen und vorallam hannoveraner Rugbys, der der Mannschaft neue Impulse geben soll. Personell gab es ebenfalls Bewegung: Mit Leo Köpper und Mattes Bachmann zog es zwei Leistungsträger zum SC Neuenheim. Neu im Kader sind Florian Benhauser (vom VfR), Moritz Clasen und Martin Gerlach (beide vom SV Odin, beide zugleich Produkte der Germania-Jugend). Hinzu kommen mehrere Spieler aus der eigenen U18. Allerdings müssen die Niedersachsen wohl häufiger auf Niklas Koch und Felix Hufnagel verzichten, die durch den Aufstieg des Wolfpacks international stärker eingebunden sind.


Die Zielsetzung ist ambitioniert, aber realistisch. „Wir wollen uns in der eingleisigen Bundesliga behaupten, die Kaderbreite weiter ausbauen und das beste Team im Norden sein“, sagt Co-Trainer Stefan Mau.


Als härteste Rivalen sieht er Frankfurt („Primus der Liga“), Neuenheim und Handschuhsheim, die dank größerer finanzieller Mittel mehr Möglichkeiten hätten, Spieler zu halten oder gar einzukaufen. Unabhängig davon bleibt das Derby gegen Hannover 78 ein Fixpunkt: „Das hat immer seine eigenen Gesetze.“


Die zusätzlichen Reisen sieht man in Hannover gelassen. „Wir setzen weiter auf die Bahn, wie schon letzte Saison. Solange die Deutsche Bahn ihre Fahrpläne einhält, sehen wir das nicht als große zusätzliche Belastung.“ Wichtiger sei es, die Kadertiefe clever zu nutzen, da nun mehr Spiele anstehen.


Spielerisch bleibt Germania seiner Linie treu: schnelles, direktes Rugby, mit klaren Akzenten auf den Außenbahnen. Dazu kommt ein neues Verteidigungssystem, das vor allem den physisch stärkeren Gegnern mehr abverlangen soll. Ein Mix aus Kontinuität und Anpassung, der den Lister Anspruch unterstreicht.

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