„Hey Coach, super Training heute!“ – Was meine Aufgaben als Trainer sind
- Bjoern Frommann
- 31. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Kennst du das es, wenn nach dem Training Spieler:innen zu dir als Trainer:in kommen und dir sagen wie gut das Training heute war? Oder du nach dem Training in die Augen der Kinder- und Jugendlichen schaust und du Begeisterung und Freude entdeckst? Oder dass dich Eltern ansprechen, dass ihr Kind nur noch vom Rugby schwärmt?
Wenn du auch diese Erfahrungen machst, dann machst du sehr viel richtig gut.
Für mich ist es aber die große Frage, wie kreiere ich diese Situationen immer wieder und was muss ich beachten.
In diesem ersten Beitrag möchte ich mich einigen paar theoretischen Hintergründen widmen und am Ende ein Praxisbeispiel für ein Rugbytraining liefern.
Ich nehme die Perspektive des Kinder- und Jugendtraining ein, aber es lässt sich für jede Amateurmannschaft übertragen. Und ich stelle die These auf, dass es auch für richtig erfolgreiche Leistungssportmannschaften und Profimannschaften gilt.
Wie entsteht Zufriedenheit / ein Glückszustand?
Es gibt mehrere Ansätze wie Zufriedenheit entsteht und gefördert werden kann. Ich möchte mich hier auf drei Möglichkeiten konzentrieren.
Zuerst die Gruppenanerkennung! Es bedeutet, dass die Mannschaft an sich ein sicheres freundschaftliches Umfeld für die Sportler:innen bieten muss. Sie müssen mit ihren Kompetenzen (Stärken) und Schwächen anerkannt werden. Im besten Fall entstehen auch Freundschaften innerhalb der Gruppe. Für mich als Trainer bedeutet dies, dass ich für die soziale Steuerung verantwortlich bin, wertschätzend kommuniziere und die Sportler:innen in ihren Stärken fördere und ihnen Fähigkeiten beibringe, die ihre Schwächen nach und nach verringern.
Deine Aufgabe: Sieh jede:n Spieler:in als Individuum, fördere Stärken und schaffe ein wertschätzendes Team-Klima.
Sportler:innen wollen ihre Kompetenzen zeigen, aber auch sich weiterentwickeln.
Rugbyspieler:innen oder zukünftige kommen mit bestimmten Fähigkeiten schon im Training an. Sie können gut laufen, haben schon eine gute Hand-Augenkoordination oder sind einfach sehr kräftig. Sie wollen dies zeigen und Anerkennung bekommen. Dies sorgt für eine erste Zufriedenheit. Doch der Mensch will sich weiterentwickeln. Rugbyspieler:innen wollen ihre Fähigkeiten verbessern oder auch neue Fähigkeiten erlernen. Wenn ich das als Trainer:in schaffe, dann erzeuge ich Zufriedenheit.

Eine kleine Anekdote aus meiner Trainertätigkeit:
Ich war damals als Stützpunkttrainer tätig und hatte eine Gruppe von Männern im Training, die sehr leistungsorientiert trainierten. Mir als Trainer ist eine vollkommene Ausbildung – egal wer welche Position innehat – wichtig. So trainierten wir auch Chip- und Grubberkicks. Nun hatte ein Hakler sich in diesen Skills sehr verbessert und war zufrieden mit sich und seinen verbesserten Fähigkeiten. In einem seiner nächsten Bundesligaspiele hatte ich beobachtet, dass er in einem engen Spiel im Fünf-Meter-Raum einen Chipkick erfolgreich anwendete. Ich war stolz, der Spieler war zufrieden, wie sein Vereinstrainer dachte, das kann ich nur erahnen.
Spieler:innen in Flowzustände versetzen
Mit Flowzuständen meine ich einen Aspekt der Glückforschung, der mich oder andere Menschen quasi die Zeit vergessen lässt. Als Trainer kann ich es erkennen, wenn die Frage aufkommt: „Was, ist es schon vorbei?“
Flow entsteht, wenn Aufgaben genau zu den Fähigkeiten passen. Vermeide Überforderung. Also ich muss als Trainer Übungen und Spiele gestalten, die die Sportler:innen fordern, aber nicht überfordern. In dieser Situation der Forderung können sie in einen Flowzustand geraten. Für mich sind diese Situationen am besten in Spielsituationen erreichbar, in denen ich als Trainer auch individuell kein Feedback gebe. Flowzustände werden auch als Tunnel bezeichnet. Erst nach der Spielsituation im Training würde ich über diese Zustände sprechen.

Wichtig ist, dass der Gegensatz zum Flow die Angst ist und ich dies durch die Anforderung steuern kann. Ein Beispiel wäre dazu, wenn ich in einem der Trainingsspiele in der U14 gleich das Gassenspiel einführe und die Sportler:innen dadurch massiv überfordert sind, nicht sicher liften können und die Springer in der Luft Angst haben.
Was ist denn nun wichtig für mich als Trainer?
Im Grunde ist es ja nicht wichtig, wie die Zufriedenheit oder Glücksmomente zustande kommen. Es ist doch nur wichtig, dass die Sportler:innen zufrieden sind.
Oder?
Für mich ist es schon wichtig zu wissen, wie die jeweilige Zufriedenheit entsteht und wie ich sie als Trainer steuern kann. Ich reflektiere und analysiere jedes Training und mache mir Gedanken über die Spieler:innen, führe Gespräche mit ihnen, aber auch im Kinder- und Jugendbereich mit den Erziehungsberechtigten.
Eine Übung zur Kompetenzsteigerung
Kinder und Jugendliche lieben es häufig, in Tacklebags zu laufen. Sie umzuschmeißen. Damit kann ich beginnen. Es ist toll, aber keine grundlegende Technik. Nun würde ich sie den Sack mal fünf Meter tragen lassen. Dann mit Widerstand eines Mitspielers, sodass sie viel mehr mit den Beinen arbeiten müssen. Im letzten Schritt der Sequenz würde ich ihnen die Grundlagen des Tackles zeigen und durchführen lassen.
Tiefe Körperhaltung
Schulter zuerst
Armschluss
Hüftposition
Kopf weg von der tackelnden Schulter seitwärts legen
Kraft aus den Beinen
Augen auf
Zunge an den Gaumen
Auf dem Tacklebag landen
Auf diesen Grundlagen würde ich im nächsten Training aufbauen. Ich würde darauf achten, was die Spieler:innen gelernt haben, dies loben und das Vergessene ergänzen. Sie fühlen sich dann kompetent und es kann nun gesteigert werden. Beispielsweise mit Shields und Gegnern in Bewegung. Sukzessiv kann die Fähigkeit gesteigert werden und die Kompetenz der Sportler*innen sollte immer wieder sichtbar gemacht werden. Also wiederholen lassen und loben.
Was tust du denn als Trainer:in, um die Zufriedenheit nach dem Training zu steigern oder wahrzunehmen?
Und wie ist es für dich als Sportler:in? Wie muss ein Training sein, damit du zufrieden bist? Lass es doch hier in den Kommentaren oder auch bei Social Media.
Du willst dich mehr mit Trainer:innenthemen beschäftigen? Dann hör doch mal im Podcast Pausenansprache rein: https://pausenansprache.podigee.io/
Comments