SC Neuenheim: Zwei Mal Vize, jetzt soll der Titel her
- Rugby-News Team
- 6. Juni
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Zwei Jahre, zwei Finalteilnahmen, zwei bittere Niederlagen. Der SC Neuenheim ist in der deutschen Rugby-Bundesliga seit Jahren ein Schwergewicht – aber eben noch kein Meister. 2023 gegen Frankfurt unterlegen. 2024 wieder gegen Frankfurt gescheitert. Jetzt steht die Mannschaft von der Tiergartenstraße zum dritten Mal in Serie in der entscheidenden Saisonphase. Und das Ziel ist glasklar.
„Wir sind zweimal in der Liga Vizemeister geworden. Wenn der Zweitplatzierte sich nicht irgendwie zum Ziel setzt, da mal was dran zu ändern und nach dem Titel zu greifen, dann läuft da irgendwas falsch“, sagt SCN-Spielmacher Felix Lammers.
Eine Vorrunde mit Delle – aber nicht ohne Signal
Die reguläre Saison 2024/25 verlief nicht ohne Makel. Neuenheim spielte phasenweise wie ein Meisterteam – vor allem offensiv. 776 Punkte in 14 Spielen, über 50 pro Partie im Schnitt, dazu eine Punktedifferenz von +591 – das sind absolute Spitzenwerte in der Bundesliga.
Und doch: In den entscheidenden Duellen fehlte die letzte Klarheit. Gegen den SC Frankfurt 1880, seit Jahren der große Endgegner, setzte es zwei Niederlagen. Gegen den TSV Handschuhsheim, den Lokalrivalen, wurde das Rückspiel aus der Hand gegeben.
„Nachdem wir eigentlich eine ganz solide Hinrunde gespielt haben, war die Rückrunde dann noch geprägt von ein paar Highs, aber auch ein paar Lows“, sagt Lammers. „Gerade gegen Frankfurt und auch im Derby gegen den TSV – das sind für uns die beiden größten Spiele – konnten wir nicht ganz unsere Leistung abrufen.“
Das kostete den SCN den zweiten Tabellenplatz – und damit das Heimrecht im Viertelfinale. Doch statt in Frust zu verfallen, schaltete die Mannschaft sofort auf Angriff. „Das ändert bei der Zielsetzung erstmal nichts. Der Weg sieht jetzt etwas anders aus – aber wir sind bereit, den Fehler auszumerzen.“
Viertelfinale gegen Germania List: Ein Duell mit Geschichte
Im Viertelfinale trifft Neuenheim auf SC Germania List – ein Gegner aus dem Norden, der in den letzten Jahren stark aufgeholt hat. In der Sevens-Variante ist Germania amtierender deutscher Meister, auch im 15er-Rugby hat sich das Team aus Hannover stabilisiert. Für Lammers ist das keine Überraschung:
„Germania ist zu Recht Zweiter im Norden geworden. Die Jungs wissen, wie man Rugby spielt.“
Er warnt ausdrücklich vor einem Duell auf Augenhöhe. „Spiele zwischen Hannoveraner und Heidelberger Mannschaften sind immer hart umkämpft – manchmal ein bisschen hitzig. Aber das ist ja das, was Spaß macht. Da haben alle Spieler Bock drauf.“
Die Ungewissheit macht das Spiel besonders. Süd- und Nordteams treffen in der Gruppenphase nicht aufeinander, das Viertelfinale wird zur Standortbestimmung. Ein Knockout-Spiel, ein Auswärtsspiel, ein echter Härtetest. Die Vorbereitung ist entsprechend akribisch: Regeneration, Taktik, Systemarbeit. Der SCN lässt nichts anbrennen.
„Wir arbeiten viel daran, in unserem Spielsystem die Rädchen ineinander klicken zu lassen“, so Lammers. „Und wir schauen uns nochmal gezielt die Spiele gegen Frankfurt und den TSV an – da können wir viel lernen, was wir besser machen wollen und werden.“
Der lange Atem, der große Anspruch
Neuenheim hat sich in den letzten Jahren stabil an der Spitze der Bundesliga etabliert. Doch was fehlt, ist der Lohn. Der letzte Schritt. Der Titel. Zwei Mal war der SCN so nah dran wie kein anderes Team – und ging doch leer aus. 2023 klar unterlegen, 2024 bis in die Schlussminuten ebenbürtig.
Was daraus entstanden ist: keine Entmutigung, sondern Ehrgeiz. Haltung. Struktur. Die Mannschaft ist heute tiefer, athletischer, besser organisiert. Der Spielstil hat sich entwickelt – das Gleichgewicht zwischen wuchtiger Physis und intelligentem Passspiel ist deutlich spürbar.
Und vor allem: Neuenheim ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur im eigenen Spiel, sondern auch in seiner Rolle als Herausforderer. Lammers bringt es auf den Punkt:
„Wir wollen wieder ins Finale – und diesmal ein anderes Ende.“
Der Weg dorthin ist kein Selbstläufer. Frankfurt bleibt Favorit, Handschuhsheim ist heiß, die Nordteams sind unbequem. Aber wer Meister werden will, muss alle schlagen können – und genau das ist die Haltung, mit der Neuenheim jetzt ins Viertelfinale geht.
Zwei Finals reichen. Jetzt soll der Titel her.
Der SCN hat sich über Jahre ganz oben etabliert. 2023: Finale. 2024: Finale. Beide Male Schluss gegen Frankfurt. Mal klar, mal knapp. Doch jedes Mal mit dem gleichen Ausgang – Vize.
Lammers bringt es auf den Punkt: „Wenn man zweimal im Finale steht, dann will man beim dritten Mal was anderes erleben. Wir wollen den Titel nach Heidelberg holen – und dafür tun wir alles.“
Der Hunger ist groß. Die Wut im Bauch größer. Und das Vertrauen? Riesig. Denn wer so konstant auf diesem Niveau spielt, wer die Liga offensiv dominiert, wer die Defensive scharf stellt und in den Playoffs immer liefert – der darf auch mal laut denken:
Vielleicht ist jetzt einfach mal Neuenheim dran!
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